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    Der Norden im Zeichen der Festivals, aber, - wo bleibt der Nachwuchs?

    Wie in jedem Jahr treffen sich die „Großen“ zum Stelldichein der Festivals, und das erneut wieder sehr hochkarätig, allerdings: Wo bleibt der Nachwuchs?

    Sechs mal hat sich Bernd Lafrenz an Solo-Inszenierungen von Shakespeare-Werken gemacht. Seine sechste Transformierung ist  Der Sturm“. Und wie in fast jeder Neupräsentation hat  er auch dieses Mal  das Bremerhavener CAPITOL ausgewählt. Seit 12 Jahren gastiert er hier und es ist immer faszinierend, welches Spielspektrum in einer Solo-Version überhaupt möglich ist. Bernd Lafrenz schafft meisterhaft Unvorstellbares. Ansonsten sind es die Festivals, die das kabarettistische Treiben im Norden bestimmen.

    In Edewechter  LITERATURIUM  fanden, nach einer einjährigen Besinnungspause, die 11. Ammerländer Kabarett- und Kleinkunsttage 2002 statt. Satirisches Musikkabarett, nach einer Melodie von Georg Kreisler „Bidla-Buh!“ eingerahmt von  Schlagern der 20er und 30er Jahre, zeigte das Duo Torge Bollert und Olaf Klindtwort aus Hamburg. Ein starkes Solo  Diseuse goes Opera zauberte Gerlinde Kempendorff mit ihrer Pianobegleiterein  Kim Eustice auf die Bühne. „Eine Diva ist kein Divan, sondern Wahn!“ – hintergründig, spitzfindig, doppelbödig und selbstverständlich satirisch. Gnadenlos präsentierte sich das Programm des Kabarett-Duos Marianne Iser und Thomas Duda mit „Schneewittchen – it’s my party!“

    Und das Kabarett A – Z  mit Corinne Walter und Frank Zollner zeigten nach ihrem ersten Programm „Nächstenhiebe“ in diesem Jahr „Hirnlos glücklich!“, 20 unberechenbare Einakter mit schwindelerregenden Zungenbrechern. Mit in Edewecht waren  auch Die First Ladies aus Köln. Maria Fütterer und Eva-Maria Michel, die beiden ausgebildeten Tänzerinnen boten ein charmantes Programm mit Witz und Raffinessen. Sie sind  zu vielseitig, um in irgendeine gängige Kategorie eingeordnet zu werden.. Es wird getanzt, gegeigt und geknallfroscht, was das Zeug hält.

    Das „8. Internationale Festival der Kleinkunst“ im Wilhelmshavener Pumpwerk  wurde der Internationalität mit dem russischen Clown-Beitrag Mikos gerecht. Sie erhielten den „Silbernen Clown“ beim „1. Internationalen Clowns-Festival“ in Moskau. „Der Clown lehrt uns, wie wir über uns selbst lachen können“, hat Henry Miller einmal geschrieben, und Mikos boten auf dem Wilhelmshavener Festival dazu die beste Gelegenheit.  Uwe Steimle, ehemals Mitglied der Herkules-Keule, Dresden, grub das alte Thema Ostalgie mit „Mich fragt ja keener“ aus;  irgendwann ist es wirklich Vergangenheit, meint man, aber der Stoff ist schier unerschöpflich. 

    Mit von der Party waren dann auch Volker Pispers, der die Reihe begann, mit seinem politischen Gegenwartsprogramm „Damit müssen Sie rechnen!“  - befreites Lachen hat mit Klamauk nichts zu tun, obgleich vieles nicht einmal zum Lachen ist, aber ungeheuer komisch, und Jürgen Becker mit „Da wissen Sie mehr als ich!“ Es ist nicht der gnadenlose amerikanische Kapitalismus, sondern nur der Rheinische Kapitalismus, der die Menschen auf Dauer glücklich machen kann.

    Das  7. Satirefest der Arbeitnehmerkammer in Bremerhaven SATIRICA brachte sechs Größen des Genres auf die Bühne im CAPITOL. Der Dresdener sächselnde Uwe Steimle blieb nach seinem Auftritt in Wilhelmshaven gleich in der Gegend und mit seiner Ostalgie II tritt der Ex-Parteisekretär Günther Zieschong auf, eine Paraderolle für Steimle, und erzählt tragikomische Geschichten aus dem Leben. An zwei Jahrzehnte Ost-West-Satire erinnert Matthias Deutschmann, und das „Streng Vertraulich!“, eine satirische Wertarbeit!  „Rache“, gemeint ist die Rache schlechthin, die der Frau, die des kleinen Mannes, die des Staates. Genüsslich zeigt hier Lisa Politt die wieder in Mode gekommene Selbstjustiz, gesellschaftlich zwar ein Tabu, aber ständig präsent. Arnulf Rating denkt, inzwischen ist es ein fünftes Solo,  an die freie Meinung der Meinungsvertreter und gibt Antworten , auch wenn sie „Knapp daneben!“ liegen. Hildebrandts Dauerscheibenwischergast Georg Schramm , der deutschsprachige Psycho-Terrorist, wühlt erneut durch die Niederungen der Absurdität, ob es der authentische Oberleutnant Sanftleben, der Preusse Lothar Dombrowski oder der Sozialdemokrat Augst ist, vermeintlich Bekanntes wird in seinem neuen Programm „Mephisto Faust“ ständig neue Relationen versetzt. Und Erwin Grosche, der wirklich komische Künstler, zeigte in Bremerhaven sein schon vertrautes Programm voll absurder Poesie „Herr Helsinki will nicht Hauptstadt werden“.

    Die 1.(:Komischen Wochen ist eine neue Kleinkunstreihe in der Oldenburger, völlig neu umgestalteten, Kulturetage. In der Zeit vom 16. bis zum 23. Oktober traten hier u.a. auf:  Erwin Grosche mit seinem im letzten Jahr  preisgekrönte Programm „Dem Tiger die Stirn bieten“, Bernd Lafrenz mit seiner Einpersonendramasatire „Othello“, Mark Brittons zeigte erneut sein  „Wellcome to Britton!“, Andrea Bongers enthüllte in ihrem Programm „Prinzessin von Barmbeck“, dass es eigentlich überall Prizessinnen gibt, selbst in einer 2 ½ -Zimmer Sozialwohnung,  Gardi Hutter, die Prototypin der Clownin zeigte ihr Erfolgsstück „So ein Käse“ und  Krissie Illing, die mit Mark Brittons „Nickelodeon“ Comedy-Geschichte geschrieben hat, präsentierte hier ihr Soloprogramm „Wilmas wunderbarer Waschsalon“.

    Und was gab es sonst noch?

    Gleich  17 Prominente - Merkel, Rühe, Merz und immer wieder Honecker eingeschlossen-brachte Reiner Kröhnert auf die Bühne des Studentenkabaretts UNIKUM; in Oldenburg und seine  anfängliche Furcht, dass Schröder nach der Wahl Stoiber heißen könnte, war doch aus vielen Vorahnungen unbegründet.   Das Oldenburger Universitätstheater „OUT“ konnte im Oktober sein 10-jähriges Jubiläum feiern. Wir gratulieren!

    RedaktionKlaus Groh

     

    Termine

    Bremerhaven                         Capitol

    06.12. 2002 Reiner Kröhnert „Sieben gegen Schroeder“

    13.12.2002 Marcus Jeroch „WOKLO“-toilettistische Kunst

    18.12.2002 Nessi Tausendschön  „Königin von Deutschland“

    10.01.2003 Jürgen Becker „Da wissen Sie mehr als ich!“

    24.01.2003 Djangio Asül  „Autark“

    08.02.2003 Armin Töpel „Ausgelacht“

    12.02.2003 Martin Buchholz „Neues Programm“

    Oldenburg                                   UNIKUM

    05.12.2002 Reiner Kröhnert  „Sieben gegen Schröder“

    Edewecht                                           LITERATURIUM

    13.11.2002 Klaus Ignatzek/Florian Poser “ Jazz-Konzert”

    11.12.2002 Klassik am Flügel, Gaswan Zerikly, Damaskus(Syrien)

    13.02.2003 Martin Buchholz, „Neues Programm“

    Westerstede                                        Güterschuppen

    12.01.2003 Salonorchester Ungestüm

    13.02.2003 The Original Contemporaries

    2002-12-15 | Nr. 37 | Weitere Artikel von: Klaus Groh





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