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    Ausgrabungen...

    Wolfgang Neuss (hr audio/EFA/AudioPool ISBN 3-89844-232-2; 15 Tracks, 78:30 min, Infos) hat Kabarettgeschichte(n) geschrieben. Karin Köbernick hat diese für den Hessischen Rundfunk in einer Dokumentation nachgezeichnet. Aus kleinen Verhältnissen kommend, hat er sich zum schillernden Star von Film und Bühne hochgearbeitet, als Wegbegleiter der APO unbeliebt gemacht und sich als kiffender aber legendärer Eremit und Bürgerschreck von dieser Welt wieder verabschiedet. Ein Lebemann, eitel und scharfzüngig, kritisch und egozentrisch, konsequent und sprunghaft, Wolfgang Neuss ist nicht so leicht zu beschreiben. Ganz gelingt es auch auf der CD nicht, mehr Fakten und Durchgängigkeit in der Darstellung hätten den Lebenslauf etwas plausibler gemacht.

    Und man staunt – es gibt immer noch Unveröffentlichtes von ihm in Archiven: 2x Neuss von gestern (Bear Family ISBN 3-89795-907-0; 2 CDs, 8 Tracks, 56:30 min; 15 Tracks, 70:55 min, Infos). "Zwei Berliner in Paris", eine musikalische Doppel-Conference  mit dem Stachelschwein Wolfgang Gruner u.a.  und das Solo "Serenade für Angsthasen", zwei thematisch ähnliche Programme, die satirisch die Verknüpfung der Nachkriegspolitik mit der Nazizeit aufspießen. Aus den alten Kriegern wurden kalte Krieger. Ihre scheinbar abgeschüttelte Vergangenheit holt die Protagonisten immer wieder ein. Beide Programme zeichnen sich durch sprühenden Witz, Schärfe und Spielfreude aus, der unermüdliche Volker Kühn zeichnet für die Wiederveröffentlichung verantwortlich.

    Karin Köbernick und dem Hessischen Rundfunk haben wir noch zwei andere Kabarettgeschichte(n) zu verdanken, die über Helmut Qualtinger (hr audio/EFA/AudioPool ISBN 3-89844-233-0; 12 Tracks, 71:23min,Infos) und über Dieter Hildebrandt (hr audio/EFA/AudioPool ISBN 3-89844-231-4; 13 Tracks, 73:02 min, Infos). Der Wiener Qualtinger, der mit seinem Herrn Karl ein unvergeßliches Porträt gemütlicher und gleichwohl gemeingefährlicher Wiener Kleinbürgerlichkeit gestaltet hat, war ein ebenso schwieriger wie maßloser Mensch, der als Autor, Kabarettist, Schauspieler und Aktionskünstler sein Publikum provozierte, begeisterte und empörte. Mit fast 58 stirbt Qualtinger, ein Trinker und Künstler, beleibt, beliebt und unerreicht.

    Der Schlesier Dieter Hildebrandt ist fast der gleiche Jahrgang wie Qualtinger, doch in Typ, künstlerischem Stil und Ausdruck grundverschieden. Beide wurden geprägt durch Jugenderfahrungen im Nazireich und Krieg und durch die Verlogenheit der Nachkriegszeit. Hildebrandt wurde ein fleißiger, sprachorientierter Kabarettist, der bis heute zu den bedeutendsten Vertretern seiner Zunft zählt. Seit über 50 Jahren macht er aktuelles, kritisches Kabarett und seine Popularität ist ungebrochen. Von der Münchener Lach- und Schießgesellschaft bis zum Scheibenwischer begleitete er kritisch Generationen von Politikern und Zuschauern. Auch bei dieser CD wären ein paar Fakten mehr hilfreich gewesen, die Überschneidungen bei manchen O-Tönen zur Neuss-CD seien nur am Rande kritisch bemerkt.

    Wir leben in einer Übergangszeit (Bear Family ISBN 3-89795-912-7; 21 Tracks, 54:28 min, Infos) lautet der Titel einer weiteren Ausgrabung von Volker Kühn. Schauspieler singen Tucholsky, aber und das ist das Besondere daran, nach Vertonungen von Gert Wilden. Er war ein Schüler Heymanns und komponierte in den Sechzigern und Siebzigern Filmmusik und hatte eine stille Liebe für das Chanson. Dieser Zeitgeschmack spiegelt sich auch in Melodien, die damit einen neuen, ungewohnten, heute schon wieder leicht nostalgischen Charme erhalten. Günther Pfitzmann, Ingrid van Bergen, Klaus Schwarzkopf, Rolf Boysen und Maria Sebaldt, um nur einige zu nennen, wirken an diesen vorzüglichen Aufnahmen mit.

    Ein anderer Schauspieler dieser Generation, Gert Fröbe, war für seine Rezitationen berühmt. Seine Lesung von Doktor Erichs Kästners Lyrischer Hausapotheke (Kain & Aber Records/EFA/Eichborn ISBN 3-0369-1137-5; 14 Tracks, 33:33 min), in einer Amateuraufnahme von 1988 untermauert diesen guten Ruf. Die Aufnahme ist also nicht so gut, die Texte und der Vortrag sind dagegen ausgezeichnet.

    Christian Brückner liest Gedichte von Paul Celan (Parlando ISBN 3-935125-25-9; 32 Tracks, 54:02 min, Infos) lautet der schlichte Titel einer außergewöhnlichen Aufnahme mit Werken eines schwierigen Dichters. Neben seinen vielfältigen Synchron- und Sprecheraufgaben, hat der Schauspieler mit der bekannten Stimme in seinem Label Parlando ein anspruchsvolles literarisches Programm umgesetzt. Und Paul Celan ist anspruchsvoll. Der jüdisch-deutsch-französische Dichter, der sich 1970 (Jahrgang 1920) in Paris umbrachte, war zerrissen zwischen den Kulturen und Sprachen und als Überlebender der Shoah gezeichnet. Er gehört zu den Dichtern, die in Deutschland immer noch zu entdecken sind. Hier leistet die CD einen wichtigen Beitrag.

    Der Hamburger Wolfgang Borchert, etwa gleich alt wie Celan, wurde ebenfalls stark durch Faschismus und Krieg geprägt. Gestorben ist er aber schon 1947 und wurde vor allem als Dramatiker mit seinem Theaterstück "Draußen vor der Tür" bekannt. Er hinterließ aber etwa 35 Gedichte von denen die Gruppe Windstill knapp die Hälfte vertont hat: Hamburg! (tem records ISBN 3-00-010047-4; 16 Tracks, 45:30 min, Infos). Kein leichtes Unterfangen und das Ergebnis vermag auch nicht restlos zu überzeugen. "In Hamburg kann die Nacht nicht süße Melodien summen" heißt es im ersten Lied – aber genau das macht Windstill. Ihr reich instrumentierter, folkiger, etwas entrückter Liedermacherstil hätte vielleicht vor 25 Jahren nicht so befremdet bei diesen Texten, heute wirkt dieser Stil deplaziert. Sie können das, was sie machen und es ist dankenswert diesen toten Dichter zu präsentieren, aber es bleiben Fragezeichen. Ebenfalls aus Hamburg kommen Überspielungen alter Schellacks unter dem Titel: Wenn die Barkassen... (Musik Antik Tel.: 04101-406010; 23 Tracks, 69:00 min, Infos). Tino Rossi, Hans Albers, Charly Wittong, Victor de Kowa u.a. geben sich hier ein Stelldichein mit bekannten, vergessenen oder ganz neuen Aufnahmen (ein Hans-Albers-Titel war zuvor in Deutschland noch nicht veröffentlicht!). Hafen- und Seefahrtromantik pur: Einmal noch nach Bombay!

    Ebenfalls von Schellacks, aber weniger romantisch ist der sehr aufwendig produzierte Sampler: Wir sind, wie wir sind! (Bear Family ISBN 3-89795-887-2; 22 Tracks, 68:27 min, ausführliche Infos). Homosexualität auf Schallplatten (Teil 1) von 1900-1936 lautet das Thema dieser CD, die ebenso schwule Bekenntnisse wie Parodien auf Homosexualität dokumentiert. Die erste Erwähnung von Homosexualität stammt von einer (der einzigen von ihm überhaupt) Aufnahme von Oskar Wilde, im deutschen Sprachraum war 1908 Otto Reutter mit einem Couplet über Magnus Hirschfeld der erste. Von da spannt sich der Bogen über Claire Waldoff, Wilhelm Bendow  bis Marlene Dietrich und Ernst Busch. Versteckte bis offene Andeutungen, Umdichtungen, Parodien, Spötteleien in bekannten und unbekannten Chansons, man darf gespannt sein wie diese Reihe fortgesetzt wird.

    Apropos Marlene Dietrich: Judy meets Marlene (Duo-Phon 07043; 25 Tracks, 62:40 min, Infos) lautet der Titel eines Hörbuchs, auf dem Judy Winter das Leben der Umjubelten und Geschmähten vorstellt (Autor: Volker Kühn) und einige ihrer Lieder interpretiert. Eine (etwas zu harmonische) Huldigung eines Weltstars.

    Wer Theo Lingen war, muß man keinem erklären. Was für ein außerordentliches, kluges und diszipliniertes Multitalent dieser Filmkomiker war, konnte man anläßlich seines 100sten Geburtstages in diesem Jahr erfahren. Zu diesem Anlaß ist auch die CD: Der Theodor im Fußballtor (Duo-Phon 05363; 25 Tracks, 78:50 min, Infos) erschienen. Da schenkt der Theodor ein kleines bißchen Liebe und freut sich über den neuen Hut von Fräulein Molly. 10 Titel sind auf der CD zudem vom Schauspieler Paul Kemp, dessen 50ster Todestag dieses Jahr war. Der wär so gern ein Huhn und hat sich als Charleys Tante ein Schlüsselbund zum Himmel besorgt. Filmtitel, Filmtitel, da flimmert die Kiste und der Kintopp wackelt.

    Willy Forst war Bel Ami (Duo-Phon 05203; 24 Tracks, 72:13 min, Infos), na klar, aber er war noch mehr. Er hat gespielt, gesungen, produziert und Regie geführt, erfolgreich und unvergeßlich, bis seine Karriere 1950 mit der Produktion "Der Sünderin" abrupt endete. Die nackte Hildegard Knef war zuviel für das prüde Nachkriegsdeutschland. Tonfilmtitel von 1929 bis 1942 vereint die Scheibe, viele davon zum mitsummen.

    Tja, Was hat eine Frau von der Treue? (Duo-Phon 05233; 22 Tracks, 79:37 min, Infos) fragt sich und uns Gitta Alpár, eine Opernsängerin, die im Februar ebenfalls 100 Jahre geworden wäre. Diese erfolgreiche Diva (sie war u.a. mit Gustav Fröhlich verheiratet), wechselte um 1930 des besseren Verdienstes wegen ins Operettenfach und Filmgeschäft. Nach der Machtübernahme der Nazis floh sie aus Deutschland und setzte ihre Karriere in ihrer ungarischen Heimat und später dann in den USA fort. Eine späte Ehrung dieses vergessenen Stars mit deutschen und englischen Filmtiteln von 1931-1940 leistet diese CD.

    Die Flucht vor den Nazis und die Frage nach der Treue einer Frau haben auch das Leben von Lotti Huber geprägt. Diese Zitrone hat noch viel Saft! (Kunstmann ISBN 3-88897-330-9; 2 CDs, 8 Tracks, 78:45 min + 11 Tracks, 78:59 min, Infos) lautete das Credo dieser schrillen, durch Shows und Talkshows tingelnden, kleinen alten Dame. Nicht jedem gefielen ihre schrägen Auftritte und sie wurde mitunter belächelt, doch ihre Lebensgeschichte nötigt selbst den Lächlern einigen Respekt ab: Tänzerin in ihrer Jugend, wegen Rassenschande als Jüdin im KZ, Auswanderung nach Palästina, Barbesitzerin in Zypern, Leben in London und Berlin, Witwe ohne Rente, erste Hauptrolle im Film mit 75. Eine freigeistige Frau, die in ihrem Leben viele gefährliche Situationen bestehen mußte. Diese eindrucksvolle und spannende Lebensgeschichte wird ganz wunderbar von Hannelore Hoger gelesen.

    Ganz so bewegt war das Leben der Esther Ofarim sicher nicht, aber einiges könnte sie auch erzählen, z.B. vom Skandal-Grand-Prix 1963. Den hatte die junge Israelin (für die Schweiz!) erst gewonnen und dann, nach einer Punktekorrektur aus Norwegen, doch nur den zweiten Platz erhalten (übrigens haben Heidi Brühl, Francoise Hardy und Nana Mouskouri auch teilgenommen – goldene Grand-Prix-Zeiten). Aus dieser Zeit sind auch die zauberhaften Lieder/Chansons auf der CD: Lieder einer Nacht (Bear Family ISBN 3-89795-920-8; 20 Tracks, 51:42 min, Infos), einschließlich des Wettbewerbsbeitrages in deutsch und französisch.    

    Das Leben der Country-Legende Hank Williams (Roof RD 2233170/Indigo/Eichborn ISBN 3-936186-21-9; 3 CDs Text, zusammen 19 Tracks, ca.235 min und 1 CD-Rom Musik+Photos, 21 Tracks, 61:43 min, ausführliche Infos), der vor 50 Jahren tragisch starb, war kurz und heftig. Als er 29-jährig auf dem Rücksitz seines Wagens starb, hatte er ein bewegtes Leben voller Krankheit und Alkohol, mit Hits, Ruhm und Abstürzen, voller persönlicher Probleme  und gescheiterten Ehen hinter sich. Das Auf und Ab seines Lebens spiegelt sich in seinen Songs wieder und macht sie bis heute so außergewöhnlich für dieses Genre. Die detailreiche Biographie von Colin Escott wird von Dominic Raacke gelesen – ein schwieriger Text, der, auch bedingt durch die spröde aber angemessene Lesart, einige Konzentration vom Hörer abverlangt. Die vierte CD mit Original- und Coverversionen von Hank-Williams-Titel ist natürlich leichtgängiger: Jambalaya.

    und Aktuelles

    Den Bayern sei Dank: sie bereichern die Kleinkunstszene mit schrägen, originellen,  aufmüpfigen Sängern und Kabarettisten. Einer davon ist Wilhelm Raabe alias Tiger Willi. Dieses nicht mehr ganz junge Nachwuchstalent mit ordentlichem beruflichen Hintergrund, bringt's in seinen schrillen Gesängen auf den Punkt: Pfui Deifi is das Leben schee! (BMG 82876515682; live, 12 Tracks, 52:10 min, Texte). Der bayerische Dialekt ist ein wichtiges Element dieser Künstler, er ist kraftvoll und besitzt einen ganz eigenen Ausdruck und eigene Ausdrücke. Tiger Willi philosophiert sich durch die Widrigkeiten des Alltag. Zwischen Leberfleck und Stalingrad spannt sich der thematische Bogen, Makaberes und Versponnenes, Erotisches wie Banales alles wird verwurstet - nachdenklich, ohne Larmoyanz doch lebensfroh. Textlich und musikalisch ein ausgeflippter Königstiger.

    30 Jahre steht die junge Dame schon auf der Bühne und verkündet jetzt:  Ich fang erst an (Duo-Phon 06103; 14 Tracks, 53:55 min, Texte). Da hat sich Georg Preuße, alias Mary ein paar schöne Lieder auf den Leib schreiben lassen. Lieder die Partei für Frauen ergreifen, Lieder für Toleranz, für Frieden und für Lebenslust. Ein wenig gutmenschig pädagogisch, aber nicht zuviel, im flotten Showstil gesungen mit großem Orchester ist ein wirklich gutes und hörenswertes Programm entstanden. Weiter so. Die Geschwister Pfister bitten dagegen zur Abschiedsgala: Have a ball! (Taumton records 4467/Indigo; live 22 Tacks, 65:05 min). Was soll man zu Fräulein Schneider, Ursli und Toni Schneider noch sagen? Die Truppe hat Anmut und Charme, singt wunderbar, hat exzellente Arrangements und macht eine mitreißende phantasievolle Schau. Eine Mixtur aus deutschen und englischen Schlagern bringt die Herzen zum schmelzen: Und die Musik spielt dazu. Singen Sie ruhig mit!

    Nicht schlecht machen auch Evi & das tier ihre Sache in my room (WortArt 71328/Lübbe; 11 Tracks, 42:44 min). Im ihrem neuen Programm bringen Evi Niessner und ihr Pianist Mr. Leu u.a. Songs von Elvis, Tom Waits, C. Porter, Ellington zu Gehör. Wie gesagt, nicht schlecht gemacht – aber es wirkt immer ein wenig gemacht, gestellt, das schmählert etwas den Genuß.

    Zu den großen Vorbildern der französischen Chansonsängerin Mouron gehört Jacques Brel – also singt sie ihn: Quinze années d'amour – Mouron chante Brel (Vielliebs records/da music/ live, 20 Tracks, 71:56 min). Aber sie trifft's nicht. Z.B. Amsterdam: Sie moduliert, sie wird laut, alles schön und gut, aber die Verruchtheit der Hafenpuffs, den Dreck, die Gier und die Faszination all dessen, dies drückt sie nicht aus. Gewiß, es ist ein Männertext, doch ihr fehlt dieses Getriebene und Treibende, dieses Expressive, das die Brel'schen Lieder im Depressiven wie in der Lebensgier ausmachten. Selbstverständlich, Stimme und Gesang sind über jeden Zweifel erhaben – aber atmosphärisch fehlt etwas. Fast mit Neid (John Silver Production 0403; 18 Tracks, 59:49 min, Texte) singt Scarlett O' Männerlieder berühmter Kollegen wie Rio Reiser, Sven Regener, Pannach und Kunert, Wecker, Wenzel und Gundermann und für sie zugeschneiderte Lieder z.B. von Matthias Banner. Sie ist eine hervorragende, sehr differenziert interpretierende Sängerin, die allen Liedern einen eigenen Charakter verleiht. Zusammen mit Jürgen Ehle (früher Pankow) an der Gitarre hat sie eine Scheibe mit schönen gefühlvollen Liedern herausgebracht.

    Es gibt schon Mischungen, auf die muß man erst einmal kommen: der österreichische Kabarettist Josef Hader, die ostdeutsche Chansonsängerin und Schauspielerin  Gisela May und die amerikanische Jazzsängerin Jocelyn B. Smith auf einer CD. Es sind Mitschnitte der 1. Bamberger Chansontage (E.T.A. Hoffmann Theater Tel.: 0951-871458; 15 Tracks, 72:52 min), die hier so ungewöhnlich zusammengeschnitten wurde. Wenn J. Hader über Chansons und Privates räsoniert und seine hintergründigen Lieder vorträgt, Gisela May Brel singt und J. B. Smith Mack the knife intoniert zeigen sie ihre Klasse. Eine gelungene Mischung.

    Eine ungewöhnliche Zusammenstellung präsentiert auch der WDR auf der Doppel-CD Chansons und Lieder-liches (WDR/da music 870993-2; 2 CDs, 19 Tracks, 65:10 min + 19 Tracks,  67:32 min ). Franzosen, Deutsche, Österreicher, über 80 Jahre alt oder aktuell, politisch, erotisch, witzig, nachdenklich oder frech – alles vertreten. Ein paar Namen gefällig?: Piaf, Vian, Brel, Greco, Wieder, Vita, Wecker, Wader, Brauer, Danzer, Reutter und Busch, weitere ließen sich nennen. Keine Ahnung nach welchen Kriterien diese Zusammenstellung vorgenommen wurde. Aber alles große Namen – große Lieder/Chansons – kann man nix falsch machen.

    Apropos WDR: der hat ja noch ein Zimmer frei (Roof 983382; 47 Tracks, 67:06 min + Roof 2333173 ; 39 Tracks, 73:39 min). Eine einfallsreiche Sendung, die stark von einem ausgezeichneten Moderatorengespann lebt: Der klugen und charmanten Journalistin Christine Westermann und dem spontanen Musiker und schlagfertigen Entertainer Götz Alzmann. Und natürlich von den Gästen. Ausschnitte dieser beliebten Sendung mit komischen und überraschenden Musikeinlagen liefern die CDs. Mendecino mit Peter Holm auf japanisch, Lotti Huber über Lotti Huber und nicht zu vergessen Fr. Annemie Hülchrath, wenn sie herzzerreißend von Helmut berichtet. Eine Sendung voller Witz, zwei CDs zum Lachen.

    Eine Frühstückspause (WortArt 71300/Lübbe Audio;  20 Tracks, 70:45 min) mit Didi Jünemann und Jürgen Becker gibt's beim WDR auch noch. Allerdings im Radio. Da plaudern, sabbeln und albern die beiden vor sich hin, kommentieren Aktuelles, verteilen Spitzen und amüsieren sich und das Publikum.

    Mach's mir noch einmal Wüstling (www.martin-buchholz.de; live,  2 CDs,13 Tracks, 52:08 min + 6 Tracks, 51:33 min) fleht Martin Buchholz. Ein Wortklauber, der noch aktuelles politisches Kabarett macht. Gerne spielt er mit dem wahren oder dem Doppel-Sinn eines Wortes um Zusammenhänge klar zu machen oder sich über Politiker lustig zu machen. Da muß man gelegentlich gut aufpassen sonst ist der Witz schon um die Ecke und Buchholz beim nächsten Thema. Erfrischend für Kopf und Zwerchfell. Wie ich einmal die Welt rettete (phonomedia ISBN 3-935813-007; 2 CDs, 13 Tracks, 56:19 min + 15 Tracks,59:07 min) erklärt uns Ahne und sie hat's ja auch bitter nötig. Es liest der  Autor seine schnurrigen kleinen Alltagsgeschichten, läßt uns teilhaben an seiner leicht verschrobenen Sicht auf die Welt. Das wirkt oft wie unausgegoren und läßt dann doch eine hintergründige, schelmisch-naive Weisheit durchblitzen. Geschichten von nebenan für nebenbei.      

    2003-09-15 | Nr. 40 |





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