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    Erfolgreich mit Unternehmens-Theater

     

    Die Auftragslage im Bereich Theater für private Unternehmen, Institutionen oder Werbe- und Einkaufsgemeinschaften der Städte zeigt wieder steil nach oben. Dabei ist es als Künstler gar nicht so schwierig in diesem lukrativen Markt ein Bein "in die Tür zu bekommen". Zumal viele Firmen und Gewerbevereinigungen auf Messen, Sonderschauen oder speziellen Event-Tagen Künstlerdarbietungen gezielt für ihre Umsatz- und Besuchersteigerung einsetzen, kurzum die Attraktivität mit Künstler-Programmen zu steigern. Und davon haben schließlich nicht nur die Firmen, sondern auch die Besucher und Künstler etwas.

    TROTTOIR sprach mit dem Kölner Animations- und Walk-Act-Künstler Jörn Kölling, einem der Ersten, die diesen Markt nutzten über die Chancen für Künstler und den Anforderungenn seiner Auftraggeber. Kölling, der im Juli auf dem großen Stadt- und Wasser-Event "SAAR-FESTIVAL" in der saarländischen Hauptstadt Saarbrücken mitwirkte und in den vergangenen Jahren unternehmensbezogene Auftritte durchführte, u.a. für Deutsche Telekom, Bayer, Gehe-Pharma, sieht die Auftritte auf Events sehr positiv.     

    TROTTOIR: Der Bereich Unternehmenstheater, obwohl bereits seit einigen Jahren üblich, ist für viele Kollegen noch ein weitgehend unbekanntes Feld. Wie unterscheidet sich Unternehmenstheater vom "normalen" Bühnenprogramm und wie kamst Du zum Unternehmenstheater?

    Jörn Kölling: Nun - zuerst einmal muß sich Unternehmenstheater gar nicht wirklich vom "normalen" Bühnenprogramm unterscheiden. Manche Entscheider bei Firmen kennen Bühneprogramme, die sie dann 1 : 1 für Ihre Interessen einkaufen. Ein Beispiel: Zur Belohnung ihrer besten Mitarbeiter veranstalten Firmen Incentives. Da es hierbei um reine Unterhaltung geht, werden oft Programme bekannter Fernseh-Comedians ausgewählt.

    Ich möchte nun auch keine wissenschaftliche Definition für Unternehmenstheater abgeben; für mich bedeutet der Begriff, dass man auch (!) zum Nutzen eines Unternehmens und nicht nur für Publikum oder fürs eigene Ego spielt.

    T.: Welche Voraussetzungen  muß ein Künstler für Unternehmenstheater mitbringen?

    J.K.: Ganz wichtig sind aus meiner Sicht Offenheit und Toleranz. Dabei sollte man sich möglichst schon bei ersten Gesprächen mit seinen Geschäftspartnern über eigene Grenzen und Kompromisse, die man einzugehen bereit ist, bewußt sein.

    T.:Wer sind die Kunden und welche Erwartungen bzw. Vorkenntnisse bringen Deine Kunden zum Unternehmenstheater mit? – Gibt es bei ihnen schon konkrete Vorstellungen und Ziele oder entwickelt sich das erst in Zusammenarbeit mit dem Künstler?

    J.K.: Auch das ist ganz unterschiedlich – alle wollen natürlich etwas Gutes für ihr Unternehmen erreichen und im besten Fall ebenso für die Künstler. Manche wollen eine gute PR, andere wollen neue Inhalte vermitteln und wieder andere wollen ihre Kundenbindungen stärken.

    T.: Welche Projekte hast Du betreut? – Gab es nur Gastspiele oder eine Serie, die speziell für ein Unternehmen entwickelt wurde?

    J.K.: Ich möchte vier ganz unterschiedliche Beispiele nennen:

    1. Für den Pharmagroßhändler GEHE (heute Celesio) haben wir neue pädagogische Leitlinien für das Führungspersonal in ein 60minütiges Comedy-Programm umgesetzt. Dies war als lockerer Einstieg in das Thema geplant. Anschließend hat der Vorstand mit seinen Führungskräften die Leitlinien (und nicht das Comedy-Programm) diskutiert.

    2. Die Deutsche Telekom wünschte sich für eine große Preisverleihung einen Stelzenläufer im Handy-Kostüm. Auch dies war als einmalige Aktion geplant. Da der Eyecatcher so erfolgreich war, toure ich nun seit ca. 3 Jahren für verschiedene Tochterfirmen (T-Systems, T-Mobile und T-Punkte) durch Deutschland. - Zugegeben: Dies ist fast schon reine Promotion.

    3. Für die König-Brauerei haben wir des öfteren auf Feiern "gekellnert". Der Marketingleiter erzählte uns dann von der Idee einer sogenannten "Schankschulung". Diese haben wir dann gemeinsam mit ihm entwickelt und waren bei der ersten Tour  in über 80 Hotels und Restaurants hinter den Theken aktiv. Dieses zur Qualitätssicherung gedachte Comedy-Programm spielen wir fortwährend.

    4. Der Bayer-Konzern in Dormagen beauftragte uns, ein Kindertheaterstück zu schreiben, durch welches die Kinder der Stadt Dormagen lernen sollen, welche Produkte in "ihrem Bayerwerk" produziert werden. Natürlich will der Konzern die Kinder positiv stimmen und eine gute PR erreichen. Da aber Eltern, Verwandte oder Nachbarn fast aller Kinder im Werk arbeiten, schafft man gleichzeitig zur verstärkten Akzeptanz auch ein größeres Gemeinschaftsgefühl. Dieses Theaterstück führen wir einmal im Jahr  in einer Projektwoche mit 8 Vorstellungen auf. Am 20. September spielen wir für die Öffentlichkeit zwei Mal am "Tag der chemischen Industrie".

    T.: Wie siehst Du die Zukunft beim Unternehmenstheater für die Unternehmen und die Künstler?

    J.K.: Sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Künstlern sehe ich die Zukunft positiv bis rosig. Wenn man sich nur einmal die klassischen Stadtfeste oder Sommerfestivals anschaut, um ein weiteres Beispiel zu benennen: Vor einigen Jahren war klar, dass Kultur- und Verkehrsamt, die Gemeindeverwaltung oder ein ehrenamtlicher Kulturverein die Veranstalter waren. Heute sind genannte Institutionen entweder durch Werbegemeinschaften der Geschäftsleute komplett abgelöst oder sie nehmen nur noch beratende Funktion ein. Dies ist nicht immer der Fall, jedoch geht der Trend stark in diese Richtung. Andererseits erkennen öffentliche Institutionen, deren Etats gekürzt werden, dass man mit Eigenveranstaltungen auch Geld verdienen kann. Beispielsweise gestalten immer mehr Zoos oder Botanische Gärten ihre großen Events mit Künstlern – auch, um dauerhaft neue Zielgruppen zu gewinnen. Kurzum – die Felder sind groß – und ein jeder kann schauen, welche er bestellen oder bereichern will!

     

    2003-09-15 | Nr. 40 |





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