so eröffnete der Friedrichsbau in Stuttgart sein neues Programm zum Jahresbeginn. Karsten Speck, Moderator, Entertainer und Parodist vereinigte viele Fascetten seines Könnens und führte charmant von einem artistischen Höhepunkt zum nächsten. Sophie & Virgile präsentierten zu Tangoklängen eine Hand-auf-Hand-Akrobatik, fernab des Gängigen. Die Darbietung bestach durch die Verbindung von artistischer Präzision und Rhythmus. Körperbeherrschung in formvollendeter Grazie vereint mit der hohen Kunst der Jonglage bot das Duo Bondarenko. In luftiger Höhe schwebte das Trio Trapeze, die mit Leichtigkeit kunstvolle Körperfiguren am Trapez schufen und unterschiedliche Hänge und Fälle zeigten. Auf einem dünnen Drahtseil bewegte sich seilhüpfend und springend Massimiliano Sblattero mit trickreichen Variationen. Die Welt als Kugel auf den Füßen trug die Antipodistin Consuelo Reyes, die nicht nur mit fünf Weltkugeln, sondern den unterschiedlichsten Gegenständen exquisit jongliert. Paolo Bogino fuhr einen heißen Reifen. Mit seinen vielen Kapriolen auf dem Rad konnte er das Publikum begeistern. Jean-Paul amüsierte als linkisch-stolpernder Narr und gewann den alltäglichen Dingen des Lebens mit seinen Pointen die komische Seite des Lebens ab. Zum Finale bat der Entertainer Karsten Speck noch einmal alle mitwirkenden Künstler auf die Bühne, welche dort vom Publikum gefeiert wurden.
Zum Salto Mortale lud das GOP Varieté Essen im April ein. Daniel Reinsberg moderierte das Programm mit einer Mischung aus Zauberei, Ventriloquistik und jungen Gags. Seine Ideen und Einfälle z.B. mit einem Waschlappen und einer Mülltonne zu sprechen fanden sichtliches Vergnügen bei den Zuschauern. Istvan stand auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Hoch hinaus ging es bei seiner Rola Rola Artistik, mit mehreren übereinandergestapelten Rollen und Brettern. Handvoltigen im Tangotakt bekam man beim Trio Sankhosse zu sehen. Tänzerisch wurden Hand-auf-Hand, Hand-auf-Kopf u.a. artistische Einlagen mit Eleganz dargeboten. Jojo Weiss bot die Vielseitigkeit in Person. Ob Radio- und Instrumentenimmitation, Verbal-Comedy oder Körperpercussion - sein "that´s Entertainment" kannte keine Grenzen. Jongleur Andreas Wessels tanzte mit den Bällen zu Klangkollagen moderner Art. Die Leichtigkeit mit der Bälle jongliert und balanciert wurden ließ einen die Schwerkraft fast vergessen. Nach der Lasershow betrat das Mongolian Kontorsions Trio die Bühne und bewies zu welchen Biegungen der menschliche Körper fähig sein kann. Mit immer wieder neue Körperfiguren zogen sie das Publikum in ihren Bann. Die "GOP-Open" waren ein Tischtennisakt besonderer Freude. Sie wurden von Jojo Weiss und Andreas Wessels mit den unmöglichsten Tricks ausgetragen, die damit die Lacher der Zuschauer auf ihrer Seite hatten. Faller, Hänge und Abwickler von höchstem Schwierigkeitsgrad konnte man bei der Vertikalseilartistin Alla Bogino bewundern, deren Darbietung pure Ästhetik darstellte. Ein Schleuderbrett und zwei Personen - das Duo Deltai (ein Mann, eine Frau) zeigte vielfältige akrobatische Kunststücke, so u.a. Einarmer-auf-Kopf, Hand-auf-Hand ect. Zum Finale trafen sich alle Artisten im Artistencafé und verabschiedeten ein begeistertes Publikum.
Roncalli´s Apollo Varieté in Düsseldorf eröffnete sein Aprilprogramm mit dem hauseigenen Orchester unter bewährter Leitung von Georg Pommer. Eckart von Hirschhausen seines Zeichens Conférencier plauderte hurmorvoll aus dem Nähkästchen und hatte dabei so manches Zauberkunststück parat. Einradfahrer Angelo Ballan warf sich auf selbigem sitzend mit dem Fuß Teller und Tassen auf den Kopf. Und als wäre das nicht schon genug durfte als Krönung die Kaffeekanne nicht fehlen, aus der selbstverständlich ein Trunk kredenzt wurde. Lachen auf breiter Seite erntete Clown Peter Pitowski mit seinen Mimik- und Gestikspielen, die in allen das Kind wiedererstehen ließ. Anmutige Bewegungen, die in bezaubernde Figuren und Ornamente umgewandelt wurden konnte man bei Ouro (zwei Damen) am Ringtrapez bewundern. Die Pellegrini Brothers (vier Herren) schufen ästhetische Hebefiguren (Hand-auf-Hand-Akrobatik) voller Kraft und Eleganz mit perfekter Leichtigkeit. Theatrale Elemente hatten Mark & Benji in ihre Partnerjonglage mit Keulen eingebaut. Scheinbar mühelos jonglierten sie mit neun Keulen und bauten dabei so manches akrobatische Kunststück mit ein. Thurano jun. bot mit seiner tänzerischen Leichtfüßigkeit auf dem Drahtseil eine atemberaubende Kombination aus Stunts und Comedy. Kräftig unterstützt wurde er von seinem inzwischen 91-jährigen Vater, der es sich nicht nehmen ließ das ein oder andere Kunststück selber vorzuführen. Zum grande Finale erklangen die Schlußtakte vom Varietéorchester.
"Stars und Straps" gab es im Varieté et cetera in Bochum zu bewundern. Diva Tomasz führte singend und tanzend durch das Programm begleitet von der hauseignen Varietéband. "The golden Glitters". Die Lorador Brothers stritten sich um einen Tisch und Stuhl mit sämtlichen akrobatischen Kapriolen. Brian O´Gott, Popstar der Sonderklasse sang sich die Herzen der Zuschauer, die ihn zum Dank dafür mit Stofftieren bewarfen. Quicky Tilly raste über die Half-Pipe mit Rollschuhen und jonglierte und balancierte dabei mit Keulen und Bällen im höllischen Tempo. Im Spacelook erklomm Romi das Vertikalseil und vollführte eine intergalaktische Luftnummer mit diversen Hängen und Fällen. Tomasz schwang beim Bauchtanz die Hüften bejubelt vom Publikum. Kontorsionist Tigris verbog seinen Körper derart, als würden seine Knochen nur aus Gummi bestehen. The Players brillierten mit Break- und Popdance sowie Robot- und Elektodance. Griechische Sagen wurden am Trapez mit Unisono (ein Herr, eine Dame) dargestellt in der vielfältige Figuren, Hänge und Fälle dargeboten wurden. Rola Rola Artist Dany Daniels baute sich einen Turm aus Röhren und Brettern und balancierte in luftiger Höhe darauf, akrobatische Tricks inbegriffen. Zum et cetera Finale ließen sich alle Künstler noch einmal von den Zuschauern feiern.
Redaktion: Hartmut Höltgen-Calvero
Mai - Juli 2000
Chamäleon Varieté, Berlin
Blaxx, schwarzes Theater; Duo AndersZwo, Trapez; Tomek, Jonglage; Duo Scaccia Pensiri, Akrobatik; Heike Schneider, Clownerie, Plaglaccia, Pantomime.
Varieté-Palast, Speyer
Mey Ling, Handstandequilibristik; Eric Varelas, Pantomime, Duo Cazar, Trapez, Steve Eleky, Comedy Jonglage; Die Tobis, Kaskadeure, Rodofo Reyes, Antipodenjonglage; Prasana Rao, Schattenspiel; Chy Fu Dy, Feuerreifenspringer; Jutta Glaser, Gesang; Ballett Rendevous; Varieté-Palast Orchester.
Tigerpalast Varieté, Frankfurt
Duo Kamankov, Akrobatik; Oleg Izossimov, Handstandequilibristik; Jan Mattheis, Zauberkunst & Conférence; Aurelia, Trapez, Cong Tian Schlappseilartistik; Jo van Nelsen, Chanson; Pat Bradford & Kate, Stepptanzakrobatik; Iouri Borzykine & Anzhela; Balljonglagen.
Wintergarten Varieté, Berlin
"Burleske" (ab 8. Juni)
René Bazinet, Clown; Frères Taquins, Pantomime; Madame Fafa, Comedy; Samuel Tétreault, Körperkunst u.a.
Tigris - Beweglichkeit in Vollendung
Zu indisch anmutenden Klängen bewegt sich ein junger Mann auf einem Podest und kreiert vielseitige Körperfiguren. Im Alter von sieben Jahren fing Tigris (bürgerlich Philipp Klumpp) mit Kautschuk und Kontorsion an. Er gehört damit zu den wenigen männlichen Artisten, die in diesem Genre arbeiten. Schon in der Schulzeit fand er am Geräteturnen mehr Gefallen als seine Altersgenossen. Als totaler Autodidakt studierte er seine Darbietung ein, die er nun auf den Brettern die die Welt bedeuten präsentiert. Kontorsion als artistisches Element bedeutet für Tigris neue Wege zu gehen und die maskuline Art der sonst so weiblichen Domäne hervorzubringen. Wenn die Knochen, die bei Tigris wie aus Gummi zu sein scheinen einmal nicht mehr so wollen, wie er möchte, dann kann er immer noch auf die Hilfe des Vaters einem Arzt und der Mutter als Krankengymnastin zurückgreifen. Auch der männliche Körper steckt für ihn voller Beweglichkeit. In seiner Darbietung verschmelzen Kraft und Körperbeherrschung zu einer Einheit. Mit seiner Partnerin einer Artistin von der Berliner Etage hat er sich zudem eine außergewöhnliche Trapezdarbietung aufgebaut, deren Figuren aus der griechischen Mythologie entlehnt sind. Buchen kann man den außergewöhnlichen Künstler über Tel.: 0177/4195606
Quicky Tilly - Coole Jonglagen auf heißen Reifen
Wenn Quicky Tilly im rasanten Tempo über die Bühne rollt, dann ist Geschwindigkeit angesagt. Auf einer Half-Pipe mit gewagten Stunts und mit Keulen und Bällen jonglierend wie balancierend, reißt er das Publikum mit. Quicky Tilly (bürgerlich Till Schleinitz) entstammt einer Schaustellerfamilie. Von 1990 bis 1994 besuchte er die Berliner Artistenschule. Zur Jonglage geriet er als 13/14-jähriger dabei eher zufällig und blieb an ihr hängen. Die Idee die Jonglagen mit etwas Besonderem zu verbinden geht auf seinen Trainer Peter Jacob von der Artistenschule zurück. Der Vater baute schließlich eine Half-Pipe und so wurde aus dem Jongleur ein rollerskatender Jonglierartist der rasant und temporeich arbeitet. Ständig probiert er neue Ideen aus und verfeinert die Showelemente. Seine ausgefallene Darbietung, die weltweit als einzigartig gilt, kann man u.a. auf den Varietébühnen Deutschlands bewundern. Zu engagieren ist der rollerskatende Jonglierkünstler unter Tel.: 0177/2396193
Maskenball der Sinne
Neue Wege geht die orientalische Tänzerin Mardshana aus Bad Münstereifel in ihrem neuen emotionalen Tanztheater.
In 12 Sequenzen stellt sie die verschiedenen Energien und Leidenschaften einer Frau dar: die Kühle und Unnahbare und doch Berührende, der Vamp und das lockende Weib, die elfenhafte Prinzessin, die Dramatische, die Kämpferin, die Göttin, die Lebensfrohe, die Stolze und die immer neue, rätselhafte, mystische Verführerin. Sie will „berühren, faszinieren und inspirieren“ - das Leben spüren, Schönheit genießen, die Musik sehen und den Tanz fühlen lassen.
Ursprünglich aus dem klassischen orientalischen Tanz kommend zeigt Mardshana hier ihre neue Vielseitigkeit mit Musik und Tanzelementen aus Indien und Indonesien, spanischem Zigeunertanz mit Flamenco-Elementen, Säbeltanz, Schleiherkreationen, Tempeltanz, akzentuierte Trommelsoli, Mozarts Begegnung mit dem Orient.
2000-06-15 | Nr. 27 | Weitere Artikel von: Hartmut Höltgen-Calvero