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    Warum Elefanten-Dame Saida keinen Kopfstand können muss

    Petra Griesing (25): Deutschlands jüngste Zirkusdirektorin, achtet bei "Charivari" auf artgerechte Dressuren Menschen, Tiere - aber keine Sensationen. Das ist die ungewöhnliche Philosophie von Petra Griesing (25), Deutschlands jüngster Zirkusdirektorin. Klein, aber fein geht´s beim Thüringer Wanderzirkus "Charivari" tatsächlich zu. "Mir geht´s nicht darum, Elefanten albernen Federschmuck aufzusetzen, Pferde ins Geschirr zu nehmen - und die Tiere zu Höchstleistungen zu treiben", betont die junge Saarländerin. Viel wichtiger sind ihr artgerechte Dressur und familiäre Atmosphäre.  Petra Griesing: "Nicht Gigantonomie, sondern Poesie und Publikumsnähe sind unsere Stärken." Zwischen Februar und November zieht der Zirkus mit 30 Mitarbeitern und 40 Wagen quer durch die Republik. Mit "an Bord": 7 Löwen, 12 Ponys, 6 Pferde, 1 Zebra, 2 sibirische Kamele, 4 Lamas, ein Schaf, ein Schwein, ein Esel, eine Ziege, 2 Rinder und allerlei Federvieh. Die Stars der Manege sind  allerdings Pitoly und Saida, zwei indische Elefanten. Die grauen Riesen hatten schon im DDR-Staatszirkus gedient und wurden nach der Wende von Charivari übernommen. Als gelernte Tierpflegerin achtet Petra sehr darauf, dass sich ihre Vierbeiner wohl fühlen. Dazu zählen  bestes Futter, fachtierärztliche Betreuung, extragrosse Boxen und genügend Auslauf. Petra: "In unserem Zirkus verzichten wir auch ganz bewußt auf Kapriolen wie Kopfstand, einarmigen Handstand und den Kugellauf. Vielmehr nutzen und fördern wir den natürlichen Bewegungsablauf der Tiere. So bleibt ihnen seelisches und körperliches Leid erspart."   Den Entschluss, eines Tages beim Zirkus zu arbeiten, fasste Petra schon als Zwölfjährige.  "Damals war ich mit meiner Oma zum ersten Mal in einer Vorstellung. Die Atmosphäre in der Manege, die Clowns, die Hochseilartisten und natürlich die Tiere haben mich auf Anhieb fasziniert."   Das Mädchen schloss sich der "Gesellschaft für Zirkusfreunde" an, sammelte Fotos und Zeitungsausschnitte über die bunte Welt der Manege. Jeder Zirkus, der in der Stadt gastierte, wurde von ihr in Beschlag genommen. Ihre ganze Freizeit verbrachte sie bei den Tieren, unterhielt sich mit den Artisten. Irgendwann begann sie auch selbst mit Jonglage und Zauberei. Bevor sie sich jedoch ganz dem Schaustellerleben verschrieb, machte sie noch eine Lehre als Erzieherin. "Ich wollte auf jeden Fall eine ordentliche Berufsausbildung - schon allein wegen meiner Eltern". Über eine Zeitungsanzeige kam sie schliesslich zum Zirkus "Charivari". Dort fand sie einen Job und ihre grosse Liebe:  Jochen Fleischmann, einst Direktor beim DDR-Staatszirkus und Gründer von "Charivari". Seit vier Jahren ist sie nun selbst Direktorin - und packt überall mit an. "Meine Aufgaben sind sehr vielfältig. Ich kümmere mich ums Personal, die Tiere, die Verwaltung, den Transport, Werbung, Sponsoring und jongliere in der Manege." Gleichzeitig ist sie Oberste Stallmeisterin und sitzt manchmal auch höchstpersönlich im Kassenhäuschen.. Ein knochenharter Rund-um-die-Uhr-Job. Doch der Applaus des Publikums ermutigt sie täglich aufs Neue. Zwei Vorstellungen gibt die Truppe jeden Tag. Die 600 Plätze im Zwei-Mast-Zelt sind meist ausverkauft. Petra: "Ein Zirkus kann heutzutage nur mit einem modernen Managment überleben."  Die Zeiten für Zirkusleute sind wahrhaft nicht rosig. Doch die Krise ist nach Meinung Petra Griesings hausgemacht: "Von 300 Truppen, die derzeit in Deutschland unterwegs sind, verdienen 280 den Namen Zirkus nicht. Kaum einer ist sein Geld wert. Statt an der Qualität ihres Programms zu arbeiten, gehen die meisten in der Fussgängerzone betteln. Fürs Image der Branche ist das fatal." Petra Griesings Erfolgsrezept: "Ein vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis, ein qualitativ hochwertiges Programm, eine Artenvielfalt im Tierdressurbereich und Zuschauer, die uns weiterempfehlen."  

     
    1999-06-15 | Nr. 23 |





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