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  • Themen-Fokus :: Clown | Mime

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    Gardi Hutter souffliert im Tollhaus !

    Ja, sie hat es wieder getan, die Gardi Hutter, mit ihrer Clownin, allein auf der Bühne, spielt sie ein abendfüllendes Programm, eingeigelt in ihre eigene kleine Welt. Gardi Hutter hat ihre Clownfigur Hanna mit einem weiteren Mikrokosmos konfrontiert. Bei ihrem ersten erfolgreichen Soloprogramm, sahen wir Hanna im Kampf mit den Wäschebergen und den wilden Phantasien ihrer Leselust. In „So ein Käs´“ hatte sich Hanna quasi in eine Maus verwandelt die ein schier unlösbares Problem bewältigen wollte, nämlich den Käse aus der Falle zu holen und dabei zu überleben und nun im neuen Stück sehen wir Hanna in der klassischen Position des Clowns, nämlich dazwischen zu sein, aber dazu unten mehr.....

    Als Gardi Hutter mit ihrem ersten großen Clown – Solo – Stück Erfolge feierte, war sie noch eine Exotin in der Clownszene. Clownfrauen, Clownerinnen, Clownessen oder Clowninnen waren Anfang der achtziger Jahre eine ausgesprochene Seltenheit. Seit dem hat sich viel getan; die Frauen drängen mit Macht ins Clownfach. Clownkurse sind heutzutage zu 50 – 80% von Frauen belegt und es wundert sich niemand mehr, einen weiblichen Clown zu sehen. Letztes Jahr zupfte mich nach einer Verstellung mit meiner Clownin Rosina gar ein 6-jähriges Mädchen am Rock und fragte ob Männer denn eigentlich auch Clowns seien könnten......, wie gesagt, es hat sich viel getan.

    Zurück zu Gardi Hutter, die an dieser Entwicklung wohl nicht so ganz unschuldig ist, denn sie hat in ihren Stücken immer auch mit Bravour einen klar weiblichen Clown gezeigt. Nun hat sie in 2003 ein neues Solostück heraus gebracht (Regie: Fritzi Bisenz und Ueli Bichsel) mit dem sie Ende letzten Jahres im Karlsruher Tollhaus gastierte. Hanna hat sich als Souffleuse im Theater eingenistet. Sie wohnt unter der Bühne und tritt ihren Dienst als Souffleuse mit akkurater Nobles an. Sie hat es sich gemütlich gemacht in ihrem Zwischenreich, halb über und halb unter den Brettern, die die Welt bedeuten. Wenn sie zur Arbeit „geht“, muß sie sich nur eine saubere Bluse übersteifen, Schleife auf den Kopf, Brille auf die Nase und auf einen Hocker geturnt, schon streckt sie die Clownnase aus ihrer Souffliermuschel heraus, denn sie wohnt unter der Bühne.

    Sie kennt die Stücke in- und auswendig, die Schauspieler erkennt sie nicht nur an der Stimme, sondern auch am Fußgeruch. So hängt sie also zwischen Ober- und Unterwelt, vom Outfit her oben hui und unten pfui, aber was kümmert´s sie, denn sie liebt ihre Arbeit. Das Alleinsein zwischen den Vorstellungen belastet sie nicht, denn in ihrem Reich unter dem Bühnenboden, hat sie alles was sie braucht.

    Gardi Hutter liebt es, ihre Figur in geschlossenen Welten zu zeigen, in der sie ihre ureigene Logik und Systematik entwickeln kann. Ihr Wohnkabuff ist vollgestopft mit Requisiten und Fundstücken aus dem Theater. Hanna lässt uns an ihrem kleinen bescheidenen Glück teilhaben und den Unwägbarkeiten einer Miniwohnung kommt sie mit clownischer Gewitztheit entgegen. Das könnte so gut und gerne bis zum Sanktnimmerleinstag weitergehen, wäre da nicht das Theater geschlossen worden und Hanna hat´s durch einen Zufall nicht mitbekommen!

    Was gerade noch Idylle war, wird zum Gefängnis, denn inzwischen ist sie zu dick geworden, um aus ihrer Souffliermuschel heraus in die weite Welt zu entfleuchen. Aus schierer Notwendigkeit verfällt Hanna dem Fitnesswahn und schwuppdiwupp verliert sie ihre Pfunde und geht wie einst Chaplins Tramp neuen Abenteuern entgegen.

    Gardi Hutter hat zum dritten mal ein Solo mit ihrer Hanna bestritten und wieder kommt sie ohne verständliche Worte aus. Sie gibt mit ihrem „internationalen Grammolo“ ihrer Figur eine Universalität wie sie nur Clowns haben können. Die Kunst, über eineinhalb Stunden ein großes Publikum mit nur einer Figur blendend zu unterhalten ist ihr nun zum dritten Mal gelungen.

    Im Gespräch nach ihrer Vorstellung strahlt sie Selbstbewusstsein und Gelassenheit aus, sie weiß was sie kann und was sie erreicht hat und sie ist noch lange nicht am Ende. Früher spielten die Schauspieler der Commedia dell ´Arte ihre Bühnenfiguren ein Leben lang, quer durch das ganze Repertoire. Dieses Privileg haben heutzutage eigentlich nur noch die Clowns. Es ist eine sehr spezielle Arbeit und Auseinandersetzung mit einer Figur, in der der Spieler alle Höhen und Tiefen einer Personage erfahren kann.........,wenn er daran arbeitet. Die Größe eines Grock, eines Charly Rivel oder Chaplins Tramp, ist nur durch eine lebenslange Auseinandersetzung mit einer Figur zu erreichen. Gardi Hutter steht mit beiden Beinen und 50 Lenzen fest auf der Basis ihrer Clownerin Hanna und wir hoffen, das sie sie noch in so manches Abenteuer stürzt!

    Wer sie mit der Souffleuse in Deutschland sehen will hat in diesem Jahr noch einige Gelegenheit dazu:

    18.6. Nürtingen Stadthalle, 19.6. Böblingen, 20.6. Lüdenscheid Kulturhaus, 22.6. Ulm Zeltfestival, 3.7. Konstanz Zeltfestival, weitere Termine unter: Künstlerkontakt Marilies Düsterhaus www.kuenstlerkontakt.ch und www.gardihutter.com

    Redaktion: Sigi Karnath


     

    Termine

    Comicodeon Karpfenberg Festival 2004 findet vom 26. – 28.8.04 statt, Komikseminare (Jango Edwards u.a.) 23.8. – 28.8.04 Info: www.comicodeon.at

    3. bundesweite Treffen der Klinikclowns findet vom 1. – 3.10.04 in der               UFA – Fabrik Berlin statt. Info: www.bububue.de

    Humorkongress findet vom 15. – 17.10.04 in Essen statt. Info: www.humorcare.com

    Interessante internationale Website für Gaukler und Straßenkünstler, Festivals, Forum, Gauklerbedarf Adressen u.v.m. www.performers.net

    Eric de Bont bietet in seiner Clownschule auf Ibiza unterschiedliche Masterclasses für Clowns an. Info:   www.bonts.com

    Jango Edwards und Peter Ercolano Masterclass Clown 4. – 12.6.04 in Cannes / France. Info: peter.ercolano@libero.it (english spoken)

    2004-03-15 | Nr. 42 | Weitere Artikel von: Sigi Karnath





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