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    Hits, Schlager, Weltmusik –

    Wie es auch heißen mag, es zählt die Qualität!

    Schlager sind nicht einfach nur die deutsche Variante englischer „Hits“. Schlager sind auf keinen Fall die Musikproduktionen, die landläufig als minderwertig bezeichnet werden. Schlager sind als Genre autark und müssen auch den Vergleich mit anderer, wie auch immer gearteter Musik nicht scheuen. Selbst Udo Jürgens, der immer für den Begriff „Chanson“ gefochten hat, konstatiert nun: „Die meisten meiner Lieder sind nun mal im Schlager angekommen.“ Udo Jürgens ist der wichtigste und wohl auch beste lebende Schlagerinterpret, den unser Land zu bieten hat. Mit 73 Jahren steht er immer noch energiegeladen und voller musikalischer Ideen auf den Bühnen der Republik und begeistert Hunderttausende von Fans. Seine Lieder sind mittlerweile zu der Musicalkomödie „Ich war noch niemals in New York“ zusammengefügt worden und bilden so bereits zu Lebzeiten ein musikalisches Denkmal für Jürgens. Seinen Texten hat Udo immer schon eine teils gehörige Prise Kritik beigefügt und „ehrenwerte Häuser“ ins rechte Licht gesetzt, indem er brisante Themen mit schönen Melodien versah. Dieser seiner Maxime ist er treu geblieben, auch auf der Tour „Einfach ich“. Und da macht er erneut aus seinem Politikverständnis keinen Hehl und bezieht Position. Dabei ist er sich der Grenzen seiner engagierten Texte bewusst. „In den Liedern findet sich nur eine Kurzform des philosophischen Denkens“, sagt Udo Jürgens. „Wenn ich Gedanken vertiefen will, muss ich darüber schreiben.“ Besser kann man nicht umschreiben, wie die Möglichkeiten des Schlagers auszunutzen sind.

    Nur wenige Jahre jünger als Udo Jürgens ist Etta James. Am 25. Januar ist diese Ausnahmesoulandbluesfrau 70 Jahre alt geworden. Und 58 Jahre davon im Musikgeschäft!

    Als Fünfjährige erhielt sie ihren ersten Gesangsunterricht. Bereits mit 12 Jahren hat sie das Gesangstrio The Creolettes gegründet, mit dem sie von Johnny Otis entdeckt wurde. Mitte der sechziger Jahre wurde sie von der Bluesfirma Chess in Konkurrenz zu Aretha Franklin als „Queen of Soul“ aufgebaut, verlor dabei aber den Kampf um die Publikumsgunst der Weißen. Die R&B-Sängerin Etta James hat ein bewegteres Leben geführt als mancher Rockstar. Selbst aus ihrer Drogenabhängigkeit ist sie jedoch als Siegerin hervorgegangen. Ihre Karriere begann in den 50er-Jahren und erreichte mit dem Soul der 60er ihren Höhepunkt. Einer ihrer größten Erfolge war 1967 „Tell Mama“. Im Jahr 2003 wurde sie mit dem bislang 4. Grammy für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Dokumentiert wird ihr musikalisches Schaffen auf bisher 50 veröffentlichten Tonträgern. Allerdings ist noch kein Ende in Sicht. Weiterhin wird ihre zwischen sanft und rau pendelnde, tiefe Stimme die Hörerherzen und ihre tausendfache Zuschauerschar erfreuen. Auch heute noch ist sie – nicht nur auf den großen Festivals – die ungekrönte Königin des Blues.

    Klaus Hoffmann singt immer noch und Gott sei Dank die großen Werke von Jacques Brel. Seine Touren hatten einen derartigen Riesenerfolg, dass er sie auch 2008 fortsetzen wird. Das Interesse daran ist ungebrochen. Und natürlich wird er dabei weiterhin begleitet von dem großartigen Pianisten Hawo Bleich. Berechtigterweise wird der Berliner Chansonnier Hoffmann mittlerweile als „deutscher Brel“ bezeichnet.

    Hoffmann hat seine Verehrung für Brel in Musik umgemünzt: Sein Musical „Brel – Die letzte Vorstellung“ kam bereits 1997 auf die Bühne. Dieser Verehrung blieb der Chansonnier verpflichtet. Und seiner eigenen Geschichte auch. Mehr davon erfährt man in dem Buch „Der Mann, der fliegen wollte“. Für 2008 ist die Verfilmung dieser Vorlage geplant. Und eine neue CD wird es von dem großen Interpreten auch geben. Sie wird den Titel „Spirits“ tragen. Darauf darf man wirklich gespannt sein.

    Jaune Toujours heißt: „Immer gelb“! Den Namen hat ihr angeblich Piet Maris, Gründer, Sänger und Akkordeonist von Jaune Toujours, nach einem akuten Hepatitis-Anfall gegeben. Mag sein auch, weil die Musik dieser belgischen Truppe so ansteckend und mitreißend ist. Sie ist eine sorgenfrei zusammengemischte Klang- und Rhythmusorgie aus allen Kulturen, Sprachen und Stilen – das passt in keine Schublade mehr, wenn die Band auf die Bühne geht. Rock, Chanson, Ska, Balkan- und Brass-Sound, dazu Mestizo-Sounds oder Gypsy-Swing und pulsierender Two Beat –von allem ist etwas dabei. Und das, was auf der Bühne abgeht, schwappt unausweichlich auf die Zuschauer über. Die eingehenden Songs der fünf Musiker von Jaune Toujours werden vom Groove des Akkordeons, Schlagzeugs und Kontrabasses getragen, verstärkt durch Blechinstrumente, die von den besten belgischen Blechbläsern gespielt werden – etwa Belgiens bekanntestem Jazz-Trompeter Bart Maris. Politisch hat die Band längst neutralen Boden verlassen, tritt für eine multikulturelle Gesellschaft ein und versteht sich als Sprachrohr gegen rechtsradikale Bewegungen. Auch das macht sie sympathisch.

    Tango, Valse Musette, Arabesken, Flamenco und liebevoll entstaubte Filmmusik – all das verbindet man heute mit der Musik der Vier von Quadro Nuevo. Seit 1996 hat das Quartett mehr als 1.500 Konzerte in ganz Europa gegeben, war auf Tournee in Korea, Kanada, den USA, Australien, Italien, Spanien, Frankreich, der Schweiz, Österreich, Dänemark, der Türkei und im Baltikum . Alle bisherigen CDs von Quadro Nuevo erhielten jeweils den Deutschen Jazz Award, kletterten in die Top Ten der Jazz- und Weltmusik-Charts und in die Top 50 der Album-Charts. Im Sommer 2005 veröffentlichte das Quartett seine DVD „Quadro Nuevo LIVE“ und bekam in Paris den Europäischen Phono-Preis Impala verliehen.

    Ihr aktuelles Programm heißt „Tango bitter sweet“ und beinhaltet den Tango in den Facetten von verzehrender Sehnsucht und genussvoller Erfüllung – halt bittersüß. Aber auch Quadro Nuevo drückt dem Tango den eigenen Stempel auf. Da findet sich dann der Einfluss von Flamenco oder Balkan-Swing. Und diese Elemente kann man auch bei den Stücken genießen, die hier in Deutschland einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt haben: „Petite Fleur“ etwa oder der Säbeltanz. Dazu aufgepeppte Schlager aus der Vinyl-Ära wie Dalidas „Paroles, Paroles“ oder „L’été indien“ von Joe Dassin. Live ist Quadro Nuevo allemal ein absoluter Knaller. Also unbedingt hingehen!

    Und so ganz nebenher habe ich mit Schlager angefangen und geendet.

    Bis demnäx, euer Bernhard

    Redaktion: Bernhard Wibben

    2008-03-15 | Nr. 58 | Weitere Artikel von: Bernhard Wibben





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