Um mit dem Guten zu beginnen: Das 26. MotzArt Kabarett Festival ging am ARGEkultur Gelände in Salzburg zwischen 31. Jänner und 9. Februar über die Bühne. Gemäß dem Motto des Veranstalters Christian Wallner in Kooperation mit ARGEkultur „Humor ist, wenn man trotzdem denkt“, präsentierte man wieder Highlights ohnegleichen. Darunter Ur- und Erstaufführungen. Das Salzburger Kabarett-Ensemble MotzArt (Fratt, Laber, Wallner) eröffnete mit „Quer Geist“, Martina Schwarzmanns „so schee kons lebn sei!“ wurde auch in der Ö1-Radioreihe „Kabarett direkt“ live übertragen. Als weitere Höhepunkte präsentierte man erstmals in Österreich Jochen Malmsheimer, Alfred Dorfer las aus seinem Buch „wörtlich“, Andreas Rebers präsentierte „Ziemlich dicht“ und Matthias Deutschmann „Die Reise nach Jerusalem“. Begleitend zu diesem Festival konnte man die gelungene Wanderausstellung des österreichischen Kabarettarchivs „k.u.k. Kabarett. Kleinkunst in der Donaumonarchie“ sehen.
Auch das Kabarett- und Kleinkunstfestival in Ybbs an der Donau, die Ybbsiade, die heuer bereits zum 20. Mal – zwischen 29. März und 12. April – stattfindet, ist wie immer hochkarätig besetzt. Beginnen werden Viktor Gernot & His Best Friends, es folgen Muckenstruntz & Bamschabl mit ihrem Musikkabarett „Dinner for One & a Half“ und Peter & Teutscher mit „Nebenwirkungen“. Klaus Eckel und der Protagonist seines neuesten Programms „Not sucht Ausgang“ sind am 4. April zu Gast. Andreas Vitásek zeigt sein Programm „My Generation“, das allen anempfohlen wird, nicht nur 50-Jährigen. Die Dornrosen geben sich mit „Furchtbar Fruchtbar“ die Ehre. Das Schwesterntrio ist insgesamt 77 Jahre und wiegt 171 kg, aber das nur nebenbei. Sie scherzen und singen auf der Bühne, dass es eine Freude ist – für sie und das Publikum. Danach präsentieren Die Vierkanter ihr fünftes A-cappella-Programm „VOKALaugenschein bei STIMMstärke 4“. Ausklingen wird die Ybbsiade mit drei Meistern ihres Faches: Lukas Resetarits gibt mit „XXII“ eine punktgenaue Analyse der sozioökonomischen Verhältnisse, eingebettet in Schmäh und Witz. Dann präsentiert Leo Lukas „Bei guter Führung lebenslanglänglich“. In diesem gelungenen und kurzweiligen Kabarettprogramm geht es um den Islam, um die soziale Frage im Allgemeinen und den österreichischen „Sonderweg“ im Besonderen, sprich: um die Herren Elsner, Flöttl, Verzetnitsch und Konsorten, oder kurz: um Banken, Arbeit und Wirtschaft, Recht und Ungerechtigkeit – und unseren sozialdemokratischen Bundeskanzler. Dieser stammt übrigens aus Ybbs. Am 12. April beschließt schließlich Ludwig Wolfgang Müller mit seinem durch den Salzburger Stier 2008 preisgekrönten Programm „total brachial“ die Ybbsiade.
Und weil wir schon von Festivals reden: Die Kleinkunstbühne Hin & Wider im Grazer Theatercafé begeht ihren 25. Geburtstag mit über das ganze Jahr verteilten Highlights. So haben sich vorerst Veronika Faber & Kurt Weinzierl, Thomas Stipsits, Irmgard Knef, Pepi Hopf, Severin Groebner oder der 4-Xang angesagt.
Christian Hölbling ist einer, der auf der Hin & Wider-Bühne groß geworden ist. Seit acht Jahren tourt er mit seiner Kunstfigur Helfried durch die deutschsprachigen Lande. Im April feiert er mit einem neuen Programm „Helfried – bitte melde dich!“ Premiere. Wie der Titel vermuten lässt: Helfried ist verschwunden. Niemand weiß, was aus ihm geworden ist. Christian Hölbling sucht Helfried mit allen Mitteln und versucht damit die Quadratur des Kreises: den Weg von „Helfried kommt!“ und „Helfried heiratet!“ konsequent fortzusetzen und ihn gleichzeitig zu verlassen. Erstmals seit dem Jahr 2000 legt Hölbling den dunkelbraunen Anzug der Kunstfigur Helfried ab und zeigt sich in seiner ganzen Vielfalt: als Bühnen- und Filmkomiker, Sänger und Clown (Regie: Marion Dimali). Zu sehen im April im Kabarett Niedermair.
In der Kulisse gastieren neben Die Echten, Die Dornrosen, Klaus Eckel, Weinzettel & Rudle und I Stangl auch Gardi Hutter, die Clownin aus der Schweiz, sowie Comicompany & Co mit „Zwei & Ein Solo“, das ein Programm der vierten Art mit zwei kongenialen Komikerinnen verspricht, welche großes Können mit feiner Klinge vereinen. Im Wiener Orpheum gastieren neben Andreas Vitásek, Thomas Stipsits (dessen neues Programm „Cosa nostra“ bereits vor der Premiere fast überall ausverkauft war), Lukas Resetarits mit „XXII“ oder Roland Neuwirth & Extremschrammeln mit „Wien g’spürn“. Anfang Mai spielt Hader wieder einmal Hader, zuvor geben aber Theresia Haiger, Steffi Paschke, Christian Clerici und Reinhard Nowak nochmals die Erfolgskomödie „4 nach 40“ von Fritz Schindlecker und Leo Bauer. Vier unterschiedliche Typen bleiben nach ihrem 40. Geburtstag in einem Lift stecken. Was sich daraus ergibt, sollte man sich anschauen.
Im Spektakel ist Regina Hofer mit „Afrika“ zu Gast (Regie: Petra Dobetsberger), in dem es um den Dunklen Kontinent, um Männer und Frauen und auch ganz selbstverständlich um Feminismus geht. Im Theater am Alsergrund feiern u. a. Premiere: Christoph Krall mit „Heidi kommt ins Tal“ und „Der Tag, an dem Viktor ...“, einem Musical von Harald Buresch.
Sehr empfehlenswert ist das zweite Programm der beiden Nachwuchstalente Buchgraber & Brandl mit dem Titel „Schuss Damit!“ (Regie: Bernhard Murg). Spannend bis zuletzt, absurd gestrickt. „Die Tod“ spielt auch mit. Bewaffnet mit einer schicken rosa Handtasche wird sie aber zusehends ungeduldig und singt zwischendurch ein köstlich-makabres Wiener Lied.
Auf das L.E.O. (Letztes Erfreuliches Operntheater) in Wien wollt’ ich Sie noch kurz aufmerksam machen, das auch Produktionen aus den Genres Kabarett, Kleinkunst und Varieté auf dem Spielplan hat, wie „Die Leberknödel-Parade“, eine Hommage an die Wiener Größen der jüdischen Kabarettszene: Karl Farkas, Fritz Grünbaum, Béla Lasky, Leo Fall, Hermann Leopoldi oder Hugo Wiener.
Selbstverständlich ist in Österreich die Fußball-EM ein Thema. Claus Farnberger und Gerald Simon stimmen die Fans schon länger mit einer ausgedehnten Kabarett-Tournee unter dem Titel „Fußball oder Leben?“ darauf ein. Weil die Nachfrage sehr groß war, gaben sie mittlerweile schon zwei humoristische, teilweise satirische Bücher zum Leben mit dem runden Leder heraus. Das erste heißt Beruf: Fußballfan. Eine Passion. Literarische Doppelpässe und wurde auch gleich als Hörbuch produziert. Niemand geringerer als der Altmeister des österreichischen Kabaretts und langjährige aktive Fußballer beim FC Bisamberg, Lukas Resetarits, lieh dem Projekt seine Stimme. Das zweite Opus heißt augenzwinkernd: Europameister: Österreich – und andere kühne Fußballfan-Träume.
Die schlechte Nachricht: Die meisten Veranstaltungslokale schließen im Schatten der übermächtigen EM mit Anfang Juni bereits ihre Pforten. Ein Trost für alle: Wir haben DVDs, CDs und schöne Erinnerungen an die Frühjahrssaison!
Redaktion: Iris Fink
2008-03-15 | Nr. 58 | Weitere Artikel von: Iris Fink