Ja, es gibt sie noch! − Was Jasper Herrmann und Thorsten Bohle als Duo Unwucht auszeichnet, sind animalische Kraft, vollkommene Hingabe, natürliche Eleganz und ekstatische Leidenschaft. Tragisch nur, dass beide etwas völlig anderes darunter verstehen ... – und damit nimmt die Komik ihren Lauf! Bei der Darbietung von „Duo Unwucht − hemmungslose Akrobatik“ fühlt man sich unweigerlich an die alten Slapstick-Klassiker erinnert: Zwei liebenswert-menschliche Charaktere, die vom Leben zusammengewürfelt wurden und die nun das Beste daraus machen müssen. Dass dies Jasper Herrmann und Thorsten Bohle gut gelingt, zeigt die begeisterte Publikumsreaktion bei ihren Auftritten in Alkmaar beim holländischen Akrobatik-Festival ebenso wie beim Kalkwerkfestival in Limburg. „Im Vordergrund sollen zwei individuelle Charaktere stehen“, so die beiden „Unwuchtigen“. „Damit möchten wir uns bewusst von dem aktuellen Varieté-Trend absetzen, in dem die Darsteller gerne als cooles, junges und sexy Kollektiv inszeniert werden und ihre Persönlichkeit keine Rolle mehr spielt.“ Eine gute Entscheidung, die in ihrem Stück „Nähe“ deutlich wird. Hier spiegelt sich Individualität sowohl im Spiel als auch in den größtenteils selbst erfundenen akrobatischen Figuren wider. Wobei es die kleinen Gesten und Nuancen sind, die das Spiel der beiden ausmachen und das Publikum anrühren: ein Lotussitz während des Handstands lässt den einen in Trance fallen, während der Underdog an anderer Stelle plötzlich zum Supermann wird und davonfliegt. Eine ungewöhnliche Partnerakrobatik – eine Darbietung auf technisch hohem Niveau, verwoben und liebenswert, arrangiert als witziges Spiel zweier gegensätzlicher Charaktere. Die nächsten Auftritte des Berliner Duos finden im Hamburger Tivoli und im Berliner Quatsch Comedy Club statt.
2008-09-15 | Nr. 60 |