Ein Mensch, der aussieht, als ob er zwei Finger in der Steckdose hat, so sehr stehen ihm die Haare zu Berge; der eine Sprache spricht, die ein Mix aus Fränkischem und Hessischem ist, beides keine Dialekte, die für ihren Wohlklang bekannt sind – und er hat sich doch in die erste Reihe der Kabarettisten geschimpft: Urban Priol, der Meckerer aus Aschaffenburg, der Anstaltsleiter vom ZDF hat jetzt einige gesammelte Texte (mit Illustrationen von Greser & Lenz) herausgegeben: Hirn ist aus (Karl Blessing Verlag ISBN 978-3-89667-356-5; 272 Seiten, 19,95 €). Man macht sich als Konsument darüber ja gar keine Gedanken, aber auf den unzähligen Kreuzfahrtschiffen dieser Welt wird allabendlich ein angenehmes Unterhaltungsprogramm benötigt. Ein offenbar ebenso anstrengendes wie gut dotiertes Zubrot für viele Kleinkünstler. Oft hört man ja nicht von diesen Strapazen des lustigen Gewerbes. Auch Firmenveranstaltungen scheinen eine gute zusätzliche Einnahmequelle zu sein. Von solchen Schmankerln seines Berufslebens weiß Priol Komisches zu berichten. Da schaut man tief in Herz und Hirn deutscher Kleinbürger und bekommt gegen Gage Stoff für neue Programmteile. Ansonsten findet Priol den Stoff für seine grummelnden Anmerkungen überall im persönlichen oder politischen Alltag. Von der Deutschen Bahn bis zum Irak-Krieg, von der Geschirrspülmaschine bis zur Goldenen Henne im Bundeskanzlerinnenamt, vom Fernsehprogramm bis zur ADAC-Hotline, Felsbrocken des Anstoßes liegen ihm überall im Weg. Und da regt er sich auf, und zimperlich ist er nicht, wenn er sich ärgert. Das muss raus, das entlastet und bewahrt vor Magengeschwüren. Ein ärgerliches Buch sozusagen, über das man nur lachen kann.
Mannomann, mannomann, Otto Waalkes, seit Jahren der Kasper vom Dienst, ist sechzig geworden. Und wer sich noch an seine Anfänge erinnern kann und daran, dass der mal richtig subversiv rüber kam mit seinem Quatsch, der kann nicht viel jünger sein. Ojeoje! Aber es war wirklich so, Otto hatte bei aller Oberflächlichkeit seiner Scherze immer noch ein paar subtilere Ebenen, die mitschwangen. Satirische Elemente, bei denen er irgendeinen Unsinn, bevorzugt aus Medien, so gnadenlos übertrieb und vorführte, dass es schon wieder richtig gut war. Er offenbarte mit Schwachsinn den Schwachsinn, der einem vorgeführt wurde. Sei es in der Werbung, in Umfragen, in Reportagen, selbstredend vor allem im Fernsehen. Er blies Geschichten so stark auf, dass es nur noch eines kleinen Piksers bedurfte, um sie zum platzen zu bringen. Das lag natürlich an Ottos komischem Talent, aber auch an exzellenten Textern wie Bernd Eilert, Pit Knorr und dem einzigartigen Robert Gernhardt. Mit den Jahren nutzte sich die Originalität von Otto ein wenig ab, er nervte auch gelegentlich, aber es ist trotzdem wieder eine richtige Freude Otto – Das Werk (Carlsen ISBN 978-3-551-68169-0; 320 Seiten, 29,90 €) zu studieren, ein geradezu multimediales Buch. Man lauscht wieder dem Reporter Harry Hirsch, erfreut sich an seinen Wortspielereien und staunt ergriffen über das Feuerwerk an Gags, Persiflagen, Parodien, Travestien und Cartoons. Danke Otto, danke Otto dem Großen.
So etwas wünscht man sich öfter: Wunsch-Bullshit im Universum (Pacific Productions ISBN 978-3-9812015-8-1; 160 Seiten). Jacky Dreksler und Hugo Egon Balder, zwei Herren, die es in der Comedy- und Fernsehbranche zu einigem Ruhm, Kleingeld und zu Bedeutung gebracht haben, widmen sich sehr witzig und höchst ernsthaft einem interessanten Thema. Sie nehmen sich einige Think-positiv-esoterisch-Showbusiness-Schwätzer vor, die den Leuten einreden wollen, dass man sich im Universum etwas/alles wünschen darf, und die unendliche Weite des Raumes hat nix Besseres zu tun, als dieses umgehend zu erledigen. So etwa wie Call-a-pizza oder der Otto-Versand, nur eben kostenlos. Sie haben sich die Bestseller der Extrem-Wünschlinge Pierre Franckh, Bärbel Mohr, Esther & Jerry Hicks, Rhonda Byrne und Kurt Tepperwein vorgenommen und untersuchen die darin gemachten Aussagen und Versprechungen mit Skepsis, gesundem Menschenverstand, Logik, Recherche und Systematik. Dabei liefern sie keine theoretische Gesamtuntersuchung ab, sie „punktieren den esoterischen Körper mal an ein paar ausgewählten Problemzonen und schauen nach, ob hier und da heiße Luft entweicht“ (S.37). Um das Resümee einer wirklich spannenden, witzigen, faktenreichen Lektüre vorwegzunehmen: Die Extrem-Wünschlinge erzählen ziemlich dummes Zeug, was wohl nur dazu dient, die eigenen Taschen wunschgemäß von gutgläubigen Opfern füllen zu lassen. Respekt, Respekt, ein kluges, lockeres und doch seriöses Buch, das, dem Himmel sei Dank, alle (meine) Wünsche an das Thema erfüllt.
Redaktion: Rainer Katlewski