heute schreibe ich den letzten Artikel zu dieser Serie. Im Heft Nr. 66 waren die Zielgruppen und deren Erreichbarkeit mein Thema, um deutlich zu machen, welcher Input notwendig ist zur Erreichung der selbst gesteckten Soll-Zahlen. Um Lösungswege aufzuzeigen, widme ich diesen Artikel der finanzwirtschaftlichen Planung Ihres jungen Unternehmens.
Um Ihr neu zu gründendes Unternehmen auf sichere Beine zu stellen, ist ein Kapitalbedarfsplan ein absolutes Muss! Hier werden alle Investitionen und Kosten erfasst, die zur Gründung einer selbstständigen Existenz notwendig sind. Da wir sowohl als Künstler als auch als Agenturen/Managementunternehmen Dienstleister sind, benötigen wir kein kostenintensives Waren- oder Ersatzteillager, keine Rohstoffe und keine Maschinen. Aber wir sollten die Kosten einplanen für:
Um keine bösen Überraschungen zu erleben, sollten Sie nach bestem Wissen und Gewissen eine Aufstellung der Kosten für Ihren Lebensunterhalt bzw. den Ihrer Familie erstellen. Hier hinein gehören:
Und bitte nicht mogeln! Der Zweck dieser Aufstellung ist es, eine eventuelle Unterdeckung frühzeitig zu erkennen. Es gibt viele Möglichkeiten, eine solche Lücke zu schließen. Zunächst muss man sich aber darüber im Klaren sein, welche finanziellen Mittel man für sich (und die Familie) pro Monat benötigt. Die hier errechnete Summe wird als „Privatentnahme“ in der folgenden Tabelle berücksichtigt.
Dies ist ein wunderbares Instrument, um die betrieblichen Ausgaben und Einnahmen zunächst einmal pro Monat für das erste Jahr Ihrer selbstständigen Tätigkeit kalkulatorisch zu erfassen. Ebenfalls kann man diese Tabelle nutzen, um monatlich den IST- und SOLL-Stand während der Ausübung der selbstständigen Tätigkeit zu kontrollieren, um gegebenenfalls schnell zu reagieren und Korrekturen vorzunehmen. Dies ist Ihr persönliches Controlling Ihrer unter-nehmerischen Aktivitäten und stellt gleichzeitig eine Motivation dar, wenn Sie Ihre persönlichen SOLL-Zahlen erreichen konnten oder gar überschritten haben. Die Bausteine dieses Liquiditätsplans sind
Kassen-/Bankbestand / Dispokredit / Überhang aus Vormonat
Forderungen aus Rechnungen, Einzahlungen, Bareinnahmen, Steuerrückzahlung, Schenkungen usw.
Büromiete, Kfz betrieblich, Benzin, Reparaturen, Aushilfslöhne und Personal, Berufskleidung, betriebliche Versicherungen, Reisekosten, Telefon, Messebesuche, Werbung, Büromaterial usw.
Privatentnahme (siehe vorheriger Absatz)
Fehlbetrag Vormonat
Die sich hieraus ergebende Summe stellt den Überschuss bzw. den Fehlbetrag eines jeweiligen Monats dar und gibt Ihnen eine unschätzbar wertvolle Planungshilfe um
a) möglicherweise Kosten einzusparen,
b) weitere notwendige Umsätze zu generieren,
um Ihr SOLL zu erreichen und um darüber hinaus noch einen Gewinn zu erwirtschaften.
Das Jahresergebnis dieses Liquiditätsplans ist die Basis für eine
in der Sie kalkulatorisch von Jahr zu Jahr die Umsatz-, aber auch die Kostensteigerung so realistisch wie möglich erfassen, um bereits vor Beginn Ihrer unternehmerischen Tätigkeit den Verlauf Ihres Unternehmens in den ersten drei Jahren abschätzen zu können und damit die Entscheidung für oder gegen eine selbstständige Existenz leichter zu treffen.
Aber auch für bereits aktive Jungunternehmer ist diese finanzwirtschaftliche Planungshilfe ein hervorragendes Instrument, um gegebenenfalls Korrekturen vornehmen zu können.
Dies alles ist entnommen dem Businessplan der IHK, zu finden im Web unter www.ihrestadt.ihk.de oder bei der für meinen Wohnort zuständigen IHK München www.muenchen.ihk.de (> Starthilfe & Unternehmensförderung > Unternehmensgründung > Suchbegriff „Businessplan“ eingeben > Download als pdf oder als Exeltabelle möglich, wobei letztere genial als Arbeitsvorlage ist)
So nenne ich dieses Kapitel ganz locker, da dies den Kern der Fragen vieler Existenzgründer trifft. Wo und wie erhalte ich finanzielle Mittel, um mein Geschäftsvorhaben zu realisieren, gegebenenfalls zu stabilisieren oder auch um gelegentlich auftretende Engpässe im Cashflow zu überbrücken?
Nun, wir leben in einer Zeit, in der der Gesetzgeber erkannt hat, wie wichtig es ist, mutige Existenzgründer zu unterstützen. Deshalb gibt es etliche Modelle, eine staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Darüber hinaus haben wir gerade in unserem Bereich, als Künstler, Agenturen, Eventmanager usw., die Möglichkeit, für viele unserer Projekte Kultur-Förderung aus öffentlichen Mitteln zu beantragen. Schon im Jahr 2006 habe ich in diesem Magazin darüber berichtet und ich wiederhole mich gerne!
Und dann gibt es ja auch noch die Möglichkeit eines Sponsorings aus der Privatwirtschaft, welches projektbezogen eingesetzt werden kann.
Jedoch getreu dem Spruch „das Geld liegt auf der Strasse, man muss es nur aufheben“ gebe ich zu, dass dies alles mit etwas Mühe verbunden ist und dass das „Aufheben“ einer gewissen Anstrengung, etwas Geduld, gepaart mit guten Projekt-Ideen bedarf. Aber wenn Sie bedenken, dass der Arbeitsmonat eines angestellten Durchschnittsverdieners 160 Stunden umfasst und dafür ca. € 3.500,– bezahlt werden, so können Sie in der Hälfte dieser Stundenanzahl unter Verwendung der oben gemachten Vorschläge das Zweifache oder gar Fünffache dieses Monatsgehaltes als finanzielle Unterstützung erzielen – und so hat sich doch Ihr Einsatz gelohnt!
Wie das funktioniert? Als Erstes durch sehr viel Recherche in diesem Bereich. Aber um Ihnen diese Mühe zu ersparen, gebe ich nachfolgend ein paar Tipps, wie man vorgehen kann.
Es gibt inzwischen unzählige Förderungen auf Bundes- und Länderebene, die den Mittelstand und die Existenzgründer unterstützen sollen. Zum Teil sind diese Förderungen projektabhängig oder branchenbezogen. Auf jeden Fall ist die Voraussetzung für eine Förderung, bei Antragstellung eine finanzwirtschaftliche Vorschau (wie oben beschrieben) sowie einen Businessplan vorzulegen.
1. KfW Mittelstandsbank (www.kfw-mittelstandsbank.de)
Bietet ein sog. Startgeld bis max. € 50.000,– an, wenn Sie weniger als 3 Jahre selbstständig oder freiberuflich auf dem Markt sind.
Aber auch das ERP Kapital (European Recovery Program) bietet Ihnen 7 Jahre lang ein tilgungsfreies Darlehen, welches über Ihre Hausbank beantragt wird. Folgen Sie diesen Links
> Unternehmerkredit
> Sonderprogramme
> Startgeld
> ERP Kapital
und lesen Sie sich in die Bedingungen und Fördervoraussetzungen ein.
2. Über die Förderdatenbank des Bundes (www.foerderdatenbank.de)
und den Link Mikrokreditfonds erfahren Sie mehr über den Mikrokredit,
der max. € 20.000,– beträgt und eine Laufzeit von 3 Jahren hat, und
erhalten Informationen über unzählige weitere Fördermaßnahmen.
und den Links > Mittelstand
> Existenzgründer
finden Sie reichhaltige Informationen über Neugründungen von Unternehmen und die Möglichkeiten zur Förderung.
Diese finanzielle Förderung ist grundsätzlich projektbezogen und ist bei der jeweiligen Institution zu beantragen entsprechend der Richtlinien, die auf deren Webseite veröffentlicht sind. Grundsätzlich gilt jedoch, dass die Konzeption des Projektes folgenden Inhalt aufweisen muss:
> Idee der Maßnahme (Projektbeschreibung)
> Zielgruppendefinition
> Zielsetzung
> Durchführung regional oder überregional
> Kalkulation
Und ebenso sind Sie bei Antragsgenehmigung verpflichtet, nach spätestens einem Jahr eine detaillierte und belegte Abrechnung des durchgeführten Projektes vorzulegen. Ein Projekt kann eine Musikveranstaltung, eine Tournee, eine CD-Veröffentlichung, eine Lesung, ein Wettbewerb oder ein ähnliches kulturelles Vorhaben sein.
Zum Schluss möchte ich dem Herausgeber des Magazins Trottoir danken für das Vertrauen und die Möglichkeit, immer wieder für Sie schreiben zu dürfen, um dazu beizutragen, dass Sie, liebe Leser, an meinen Erfahrungen teilhaben konnten.
Ich grüße Sie ganz herzlich
Ihre Gabriele Skarda
Künstleragentin * Dozentin * Coach
AdNr:1002, AdNr:1087