Im Theaterhaus kam es zur Premiere des Wiener Starkabarettisten Josef Hader mit „Hader muss weg“. Die ersten fünfundvierzig Minuten war von Hader nichts zu sehen, dafür aber umso mehr zu hören. Eine Live-Übertragung aus der Garderobe, ein sati(e)risches Zwiegespräch mit seinem Techniker über Gott und die Welt, über Autos, Unterhosen, Krebs, Gesundheits-Humbug und Naturheilverfahren. Im Gegensatz zu seinen früheren Programmen wie „Im Keller“ oder „Privat“, die gut zehn Jahre am Stück liefen, spielt Hader diesmal ein halbes Dutzend Rollen auf einmal: seinen Doppelgänger, zwei Russen, einen Fan usw. Ständig springt er zwischen privaten und politischen Themen hin und her. Natürlich kommen auch seine vierdeutigen Anspielungen auf Öster-„Reich“ unter den Nazis im neuen Programm immer wieder vor. In der Pause spielt Hader zur Erholung Klavier, um sich dann im zweiten Teil noch mal auf Abstürze und Selbstmorde, Szenen einer Ehe und die Genderthematik zu stürzen. Achthundert Zuschauer dankten ihm mit lang anhaltendem Applaus.
Die 21. Internationalen Theaterhaus Jazztage hatten diesmal den Schwerpunkt Wolfgang Dauner. Zum siebzigsten Geburtstag spielte er in diversen Formationen, unter anderem Duos mit Jean-Luc Ponty, Charlie Mariano. Herausragend auch Lyambiko, das Duo Dieter Ilg & Charlie Mariano und der sogenannte Goldkehlchen-Abend mit den Vokalistinnen Ulla Meinecke, Inga Rumpf und Lisa Bassenge. Premieren gab es auch: „Das letzte Band“ mit Günter Brombacher, Timo Brunke mit seinem Kabarett „Vom Verstand in den Mund“ und der „Männerabend“ von Luding und Baisch. Thea Dorn präsentierte hier „Literatur im Foyer“, Christoph Sonntag, vom dem gerade eine neue DVD erschienen ist, spielte sein „Wort zum Sonntag“. Ein Highlight setzte der Jazzabend mit dem Nigel Kennedy Quintett. Ein hervorragender Mannschaftsspieler, der seine virtuosen Soloeinlagen gezielt einsetzt und seiner Band, vier Stars der polnischen Jazzszene, viel Luft für Improvisationen lässt. Der Edelpunk unter den Klassik-Stars kommt sehr sympathisch rüber, in der einen Hand ein Bier, in der anderen die Geige. Für Puristen, die ihn immer wieder im Mittelpunkt sehen wollen, natürlich eine Enttäuschung.
Vom gleichen Kaliber war der Jazzabend mit Nina Hagen und „The Capital Dance Orchestra“ auf dem Jazzopen Ende Juli in Stuttgart. Eine Open-Air-Veranstaltung, leider nicht so gut besucht, wie es die Veranstalter erwartet hatten. Nina singt, schreit, flüstert amerikanische Jazzsongs und deutsche Schlager der zwanziger bis vierziger Jahre, eine enorme Bühnenpräsenz, politisch-esoterische Statements und eine Band, die sich durch satten Sound, höchste Bühnenpräsenz und Spielfreude auszeichnet. Ihr Werdegang von der DDR-Schlagersängerin über die Punklady zur Jazz- und Chanson-Größe hält die Fans in Atem, ganz nach dem Motto ihres Stiefvaters Wolf Bierman. „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.“
Im Merlin machte das Mittwochsfazit aus Berlin Station. Das neue satirische Lesekabarett feiert Erfolge. Und wenn so herausragende Vertreter wie Bov Berg, Horst Evers und Manfred Maurenbrecher, der für den musikalischen Teil verantwortlich ist, sich zusammentun, dann kommt das einem künstlerischen Erdbeben gleich. Politik und Sport, Urlaube und dramatische Szenen in Kühlschränken – thematisch schreckt dieses „Gangster“-Trio vor nichts zurück.
Kein Wunder, dass die drei mit zwei weiteren Kollegen auch regelmäßig zur Jahreswende das Mehringhoftheater in Kreuzberg über Wochen füllen.
Während der Fußballweltmeisterschaft präsentierte das Merlin mutig die Veranstaltung „Kultur am Ball“. In den Halbzeitpausen ein bunter Strauß aus Musik, Tanz und Kleinkunst. Unter anderem mit Martin Sonneborn, den Geschwistern Röck, den Showgetten und der Premiere von „Fußball als Tor zur Welt“ von Scholli. Johanna Zeul, die gerade ihr Studium an der Popakademie in Mannheim beendet hat, stellte ihre Songs am gleichen Ort beim Sommerfestival vor. Ein Name, den man sich merken sollte!
Die Galgenstricke aus Esslingen, das einzige deutsche Stadt-Kabarett, feierten im Juli das 30. Jubiläum ihrer Bühnenpräsenz. Einst in der Hochschul-Theater-Szene in Esslingen mit Dutzenden von Mitspielern entstanden, haben zwei bis heute mutig durchgehalten: Erich Koslowski und Herbert Häfele. Viele Gäste aus nah und fern feierten die beiden mit kleinen satirischen Beiträgen. Ende April präsentierten die beiden übrigens die Premiere ihres neuen Programms.
Noch ein Jubiläum: Im August fand in Stuttgart im Festzelt am Berger Sprudler das 25. Laboratoriums-Festival statt. Es spielten Hiss, Dominik Clayton und BB & The Blues Shacks und andere.
Außerdem gab es wieder das „Rosenau Open“ an der Liederhalle mit vielen Wort- und Musikartisten aus Stuttgart.
Im Renitenztheater ging das 14. Stuttgarter Kabarettfestival über die Bühne.
Ein ausgeglichenes Feld von Kleinkünstlern ging an den Start, um den berühmten Stuttgarter Besen zu gewinnen. Anette Postel, Yvonne Hotz, Stefan Klucke und Dirk Pusche gingen trotz guter Leistungen leer aus, den hölzernen Besen teilten sich Harald Haller & Daniel Lenz und Heinz Gerzlich. Silber für Florian Schroeder und Gold für das Duo Top Sigrid, Christine Prayon und Eva Eiselt. Im Oktober und November spielen hier wieder zwei Stars der europäischen Kleinkunstszene: Robert Kreis und Desirée Nick!
Redaktion: Bruno Schollenbruch
Stuttgart:
Theaterhaus:
01.10. Django Asül
16.10. Michael Mittermeier
10.11. Horst Schroth
09.12. Rebecca Bakken
Renitenztheater:
05.–20.10. Robert Kreis
26.–28.10. Faltsch Wagoni
31.10.–05.11. Bernd Kohlhepp
14.–19.11. Desirée Nick
20.–22.11. Werner Koczwara – Kabarett
26.11. Uli Keuler
27.–29.11. academixer
30.11.–3.12. Die Buschtrommel
Backnang:
Traumzeittheater
06.–07.10. Sauter & Oelkrug
13.–15.10. Ralf Rolsn
Ab 24.11. 4. Backnanger Weihnachtsvarieté
AdNr:1088