Kabarettist Hagen Rether beschloss das 39. Internationale ComedyArts Festival Moers. Insgesamt sahen rund 3.500 Zuschauer das viertägige Humorprogramm in der Moerser Festivalhalle.
Das 39. Internationale ComedyArts Festival Moers feierte den grenzenlosen Humor.
Ein Schweizer Bruchpilot, spanische Torreros, ein Mülheimer Single mit ägyptischen
Wurzeln, eine italienische Signora aus dem Ruhrpott, ein deutscher Comedy-Rebell
algerisch-marokkanischer Abstammung – Humor ist offensichtlich universell und
interkulturell. Den Beweis dafür trat das 39. Internationale ComedyArts Festival Moers am
vergangenen Wochenende (27. bis 30. August) mit diesen und anderen Künstlern an. Rund
3.500 Zuschauer lachten, tanzten und feierten an den vier Humorgipfel-Tagen in und an der
Moerser Festivalhalle.
„Mission gelungen: Wir haben wieder gezeigt, dass Humor verbindet“, bilanziert Holger
Ehrich, künstlerischer Leiter des Festivals. „Intoleranz und Rassismus fordern den Humor
geradezu heraus, und diese Herausforderung haben wir angenommen. Manchmal muss
man dazu auch Witze über Tabuthemen machen, weil es einem sonst die Sprache
verschlägt.“ Dieser Philosophie folgten vor allem die Künstler von „Rebell Comedy“, die das
Programm am Freitagabend anführten. Die vier deutschen Künstler mit dem vielzitierten
Migrationshintergrund loteten sozusagen die „Grenzen des Lachbaren“ aus: Khalid z.B.
erzählte vom marokkanischen Schwimmabzeichen: „Entweder Du schaffst es nach Spanien
– oder eben nicht!“ Zu hart für Moers? Nein, das Publikum feierte die rebellischen Comedians.
Integration war auch eines der Themen des Amerikaners John Doyle, seines Zeichens
Moderator des Freitagabends. Woran er gemerkt hat, dass er integriert ist? Er hat jetzt
Rückenschmerzen – und plötzlich jede Menge Gesprächsstoff mit (deutschen)
Zufallsbekanntschaften. Doyle war es auch, der als Schiedsrichter den alles entscheidenden
ComedyBattle zwischen La Signora und Helmut Sanftenschneider begleitete. In insgesamt drei Wettbewerben stellten sich die Kontrahenten seinem Votum und dem Publikum – und brachten die Jury mit ihren Tanz- und Gesangseinlagen zum Schunkeln, Johlen, frenetischen Applaudieren. Die Gegner schenkten sich nichts, und soviel sei gesagt: Das Mikrofon der „Signora“ überstand den Abend nicht... Den Kampf entschied Helmut
Sanftenschneider für sich, gewonnen haben aber beide: Die Künstler sind die diesjährigen
„Henriettchen“- Preisträger eine Auszeichnung für herausragende künstlerische Leistungen.
Zweite Preisträgerin des Abends war die Französin Nadine O’Garra. Mit der
Deutschlandpremiere ihres genreübergreifenden Programms „Liebe in Zeiten von Ikea“ sicherte sie sich den NRZ-Förderpreis für besondere innovative Aufführungen. Zwischen
atemberaubenden und anmutigen vertikalen Tänzen an einer Kletterwand vermittelte sie den
Gästen ungeahnte Erkenntnisse über das Leben einer jungen Singlefrau. Und darüber,
welche Einsichten das schwedische Möbelhaus für sinnsuchende Menschen parat hält.
Was auf die Ohren gab’s bei Bürger from the hell, dem Publikumsliebling des ersten
Oldcomer-Wettbewerbs „Der Alte Hut“. Norbert Bürger gab den Spießer mit der Heavy
Metal-Seele so überzeugend, dass die Zuschauer nicht wussten, ob sie mitrocken oder
lachen sollten.
Auch der Samstagabend wartete mit dem traditionellen ComedyArts-Mix auf. Hier traf
Dottore Antonio Superbuffo Caradonna (Schweiz) auf die Preisträgerin des „Alten Huts“,
Hildegard Scholten (Deutschland), und die spanischen Machos von Yllana folgten auf die
Schweizer Artisten von Coloro. Das Trio - erklärter Publikumsliebling des Abends – bewies
einmal mehr, dass Komik und Kunst zusammengehören. Ausgefeilte Artistik verbanden die
Künstler mit künstlerischen Projektionen und einer gehörigen Portion Humor. Durch die
innovative Projektionstechnik brachten sie Herzen zum Schlagen und Flammen zum Lodern.
Neben vielen Aaahs! und Oooohs! ernteten Cornelia Clivio, Lorenz Matter und Romano
Carrara standing ovations vom Publikum. Durch den Abend führte versiert und nach allen
Regeln der Kunst Martina Brandl.
Familien kamen am Sonntagnachmittag auf ihre Kosten: Spiele, Aktionen und
Straßenkünstler lockten auf den Boulevard der Attraktionen. Dass es hier heiß herging, lag
allerdings nicht nur am actionreichen Programm - Temperaturen von mehr als 30 Grad
heizten den Besuchern und den Künstlern mächtig ein.
Bewährt hat sich im zweiten Jahr die Kombination aus Festivalhalle und Boulevard der
Attraktionen unter freiem Himmel.
Im nächsten Jahr steht dann ein Jubiläum an: Das Internationale ComedyArts Festival Moers wird 40 – und bekommt einen neuen Termin: Erstmals soll das Humorfest im September stattfinden.
Bildnachweis:
Superbuffo: Foto Sabrina Schürings Old School Circus: Foto Jens Franken
2015-09-30 | Nr. 88 |